Vor 30 Jahren fanden die Bayerischen Meisterschaften in Höchstädt statt. Das Einzelfinale gewann mit Peter (Piotr) Molenda vom 1. FC Bayreuth ein Pole, der ein Jahr später auch noch im Doppel ganz oben auf dem Treppchen stehen sollte. Mit drei Titeln war Sylvia Specht, inzwischen Pranjkovic, die erfolgreichste Athletin.
Bis 2016 spielte Molenda noch einige Jahre beim TTC Tiefenlauter an Position eins in der Bayernliga (davor auch DJK Altdorf, TTC Fortuna Passau, SV Adelsried, TTK Würzburger Hofbräu und TTF Liebherr Ochsenhausen) und bestritt 17 von 18 Saisonspielen mit einer nahezu ausgeglichenen Einzelbilanz. Der heute 62-Jährige, der 1994 auch mit dem 1. FC Bayreuth mit 39:1 Punkten in die Bundesliga aufgestiegen war, galt als Überraschungssieger, auch wenn er zuvor schon beim Ranglistenturnier für Furore gesorgt hatte. Denn als Favorit war Molendas Teamkollege Jürgen Hegenbarth genannt worden, der bis zum Halbfinale ohne Satzverlust blieb. Im Semifinale trafen dann beide aufeinander und Molenda, der zuvor im Viertelfinale einen Fünf-Satz-Sieg errungen hatte, behielt mit 3:1 die Oberhand. Im Finale („ein harter Kampf“) ging es für Molenda gegen Gerd Richter (Post SV Telekom Augsburg, heute: SC Staig). Nachdem Molenda die ersten beiden Sätze gewonnen hatte, verlor er den dritten deutlich. Im vierten machte er mit 25:23 den Deckel gegen Richter drauf, der nach einem Achillessehnenriss wieder fit ist und bei den TT-Finals in Erfurt mitspielte. Kurios war das Achtelfinale: Hier verlor Molenda den ersten Satz 19:21 gegen Thiel, um im zweiten mit 21:2 (!) seinen Gegner in die Schranken zu weisen.
Mit Hegenbarth täglich trainiert
Mit Hegenbarth spielte Molenda das Doppel und schied in diesem Wettbewerb im Halbfinale gegen Richter und Helmut Grob aus, während Molenda im Mixed nicht am Start war. „Mit Jürgen habe ich jeden Tag damals zusammen trainiert. Ich habe gerne gegen ihn gespielt, weil er sauberere Bälle gespielt hat.“ Als Überraschungssieger erhielt er - wie damals üblich - auch ein Fahrrad. „Da konnte ich gar nicht gleich mitnehmen, weil das Auto schon voll war.“ Den Bayerischen Löwen hat er noch, seine Frau hat ihn im März vom Schlaf- ins Wohnzimmer gestellt.
Über 1984-Sieger Witold Woznica war der Pole nach Deutschland gekommen und heuerte in Bayreuth an, wo er aktuell immer noch wohnt. Passau war demnach der entfernteste Klub damals. „Da habe ich freitags trainiert, übernachtet und samstags das Spiel gehabt.“ Über Martin Deffner landete er schließlich in Tiefenlauter. „Ein netter, sympathischer Verein. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und es war eine schöne Zeit.“ Er habe nie auf seine TTR-Punkte geschaut. „Wichtig war, dass die Mannschaft gewinnt.“
Karriere beendet, Familie hat jetzt Vorrang
Vor acht Jahren entschied sich Molenda aufhören, auch wenn niederklassigere Vereine aus der Umgebung angeklopft hatten. „Meine Familie hat darunter gelitten, weil ich viele Jahre ständig unterwegs war.“ Mit Hegenbarth trifft er sich aber noch gelegentlich, über Youtube verfolgt er die wichtigsten Tischtennis-Events.
Bei den Damen profitierte Specht auch davon, dass Rückkehrerin Conny Faltermaier (RW Klettham-Erding) aus beruflichen Gründen fehlte und Christina Fischer (FC Langweid) bei der Nationalmannschaft weilte. Andrea Hillgärtner war Spechts Endspielgegnerin, die ihr das Leben schwer machte und den dritten und vierten Satz abnahm. Mit 21:7 ließ Specht im Fünften dafür keine Zweifel aufkommen. Die damalige Langweiderin spielte mit unserer aktuellen Verbandsfachwartin Einzelssport und Mannschaftskollegin Sandra Peter (im Einzel im Viertelfinale Hillgärtner unterlegen), welche Anette Lingg und Michaela Berger (SV Casino Kleinwalsertal) bezwangen und insgesamt keinen einzigen Satz abgaben.
Im Mixed mit Hegenbarth hatte Specht (beide gewannen sechs Jahre zuvor schon den Titel) Peter mit Jörg Budzisz (Bayreuth) im Halbfinale aus dem Wettbewerb gekegelt, um sich schließlich gegen Grob und Tanja Riss (Erding) den dritten Titel zu holen, was ihrer Tochter Naomi bekanntlich 2023 ebenfalls gelingen sollte.