Wir blicken noch einmal zurück auf die 75. Bayerischen Meisterschaften vom vergangenen Wochenende in Neumarkt i. d. Oberpfalz und von dort aus noch einige Jährchen weiter. Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor) schaffte in Neumarkt das goldene Triple. In der Reihenfolge Mixed, Einzel und Doppel gewann die 18-jährige Nachwuchs-Nationalspielerin buchstäblich alle möglichen Titel.
Triple-Sieger von 1988 erster Facebook-Gratulant
Und kaum war der letzte Ballwechsel im Doppel-Finale geschlagen, gingen auf der BTTV-Facebook-Seite auch schon die ersten Gratulationen ein: „Herzlichen Glückwunsch, Naomi! Das hatte ich 1988 auch einmal geschafft. Im Mixed damals mit Deiner Mama! Lange ist es her … “, schrieb der allererste Gratulant. Es war Jürgen Hegenbarth, der 1988 in Rimpar im Trikot von Steiner Bayreuth den Dreifach-Triumph feierte. Im Doppel jubelte der gebürtige Niederbayer seinerzeit zusammen mit Teamkollege Gerd-Stefan Weikert, im Mixed stand ihm eine gewisse Sylvia Specht vom damaligen Erst-Bundesligisten VSC Donauwörth zur Seite: Naomis Mutter, die heutige Sylvia Pranjkovic, stand in Rimpar zweimal ganz oben auf dem Siegertreppchen: Außer im Mixed mit Hegenbarth auch im Doppel mit Andrea Stich (RW Klettham-Erding). Sechs Jahre später, 1994 in Höchstädt im Trikot des FC Langweid, sollte Specht/Pranjkovic dann alle drei möglichen Titel abräumen: Im Einzel durch einen Finalsieg über Andrea Hillgärtner (TSV Röthenbach), im Doppel mit Sandra Peter (FC Langweid) und im Mixed abermals mit Hegenbarth (1. FC Bayreuth).
"Erfolgsamnesie": Mama Sylvia Pranjkovic kann sich an eigenen Triple-Sieg nicht mehr erinnern
Nach ihren Erinnerungen an den damaligen Dreifach-Triumph gefragt, lacht die heute 56-Jährige auf: „Ich muss gestehen: Wäre ich in den letzten Tagen nicht schon darauf angesprochen worden, ich wüsste gar nicht mehr, dass ich das auch mal geschafft hab. Mein Gedächtnis funktioniert in diesen Dingen generell ganz schlecht. Ich staune immer nur, wenn ehemalige Teamkolleginnen wie z.B. Csilla Batorfi aus Langweider Zeiten, sich noch ganz genau an Ergebnisse, Spielverläufe, Aufstellungen etc. von vor zig Jahren erinnern können. An ein einziges Ergebnis bei Bayerischen Meisterschaften kann ich mich aber doch noch erinnern: Irgendwann bin ich dreifache Vizemeisterin geworden. Alle drei Titel holte damals Conny Faltermaier.“ Stimmt: 1989 in Freising setzte sich Faltermaier (VSC Donauwörth) in allen drei Finals gegen Specht/Pranjkovic durch. Für Faltermaier war es nach 1987 schon der zweite Dreifach-Coup. Bei den diesjährigen Titelkämpfen von Neumarkt war sie als Coach von Sohn Johannes (TTC Freising-Lerchenfeld) und Tochter Theresa (TSV Schwabhausen), die mit erst 14 Jahren schon Bronze im Doppel (mit Koharu Itagaki) holte und im Einzel bis ins Viertelfinale vordrang, im Einsatz.
Zum Zuschauen zu nervös
Auch Naomi Pranjkovic wurde in Neumarkt von einem Elternteil gecoacht: Allerdings saß nicht Mama Sylvia an der Bande, sondern Papa Boris „Bobo“ Pranjkovic. Während der ehemalige Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina vor Nervosität vor allem dann „schier verrückt“ wird, wenn er die Spiele seiner Tochter nicht vor Ort oder zumindest via Livestream oder -ticker mitverfolgen kann, verhält es sich bei Sylvia ganz anders. Sie bleibt Wettkämpfen der Tochter lieber fern, war auch in Neumarkt nicht dabei. „Ich wäre gern so cool wie z.B. der Vater von Tommy (Tom Schweiger, der frischgebackene Bayerische Meister im Herren-Einzel und Naomis Freund, Anm. d. Red.), der als Coach ganz gechillt bleibt, doch dem ist leider nicht so. Ich „sterbe“ innerlich vor lauter Nervosität, wenn ich bei Naomi zuschaue. Das war schon immer so und ist im Laufe der Jahre eher schlimmer als besser geworden. Wenn es Naomi wichtig wäre, und ich frage sie das auch immer wieder, würde ich das natürlich machen, bin aber ganz froh, dass dem in der Regel nicht so ist.“
„Tischtennis von heute mit dem von damals kaum zu vergleichen“
Großen Anteil an Naomis sportlicher Entwicklung hat Mama Sylvia aber genauso wie Vater Bobo: Als unterstützende Eltern, aber auch als ihre (ersten) Trainer, Mentoren und bis heute auch als regelmäßige Sparringspartner. Ähnlichkeiten im Spiel der Tochter zum eigenen von damals sieht Mama Sylvia „vor allem, was das Naturell am Tisch betrifft. Ansonsten ist das Tischtennis von heute mit dem von damals kaum zu vergleichen. Bestes Beispiel ist der Rückhand-Topspin, den die Spielerinnen und Spieler heute schon sehr früh beherrschen (müssen), um erfolgreich zu sein. Wie die meisten meiner Generation, habe ich diesen Schlag dagegen erst mit 18 Jahren gelernt.“