Ende 1972 wurde das Landesleistungszentrum in Burglengenfeld offiziell eingeweiht, knapp ein Jahr später war es gleich Schauplatz der bayerischen Meisterschaften. Im Herbst 1973 wurde Abonnement-Meister Detlef Siewert, den wir im allerersten Teil unserer Bayerische-Meister-Serie vorgestellt hatten, von einem gewissen Michael Münzinger (3:1-Sieg) vom TTC Remlingen abgelöst, der 1974 mit seinem Team den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hatte. „Der Nachwuchs saß erstmals am längeren Hebel“, hieß es deshalb auch im Magazin „Deutscher Tischtennissport“.
Weiter wurde berichtet, dass „man sich in Bayern freuen kann, einen zweiten Spitzenmann zu haben.“ Gemeint war Münzinger, der gegen Siewert im Endspiel stand. Beweglichkeit von Körper und Spielaufbau ließ Siewert dem Bericht zufolge vermissen, was wiederum Münzinger besaß.
Selbstbewusstsein dank Bayernschild
Der damals 21-jährige Münzinger erinnert sich noch gut an das Endspiel vor knapp 50 Jahren. „Am Endspieltag kam ich in die Halle, als sich bereits alle einspielten. Ich dachte mir ohne Arroganz, dass mich heute erstmal einer schlagen muss.“ Selbstvertrauen hatte der heute 70-jährige, wohnhaft in Erlangen, schließlich hatte er ein paar Tage vorher den Bayernschild gegen jenen Detlef Siewert gewonnen. „Ich hatte nicht gedacht, dass ich gewinne, denn in den Punktspielen gegen Milbertshofen habe ich meistens gegen ihn verloren. In dieser Woche hatte ich meine Leistungslimit erreicht“, blickt Münzinger zurück. „Es war ein schönes Endspiel mit langen Ballwechseln. Siewert war wohl überrascht, wie gut es für mich lief. Mein Spiel war auf Vorhand-Topspin aufgebaut.“ Zuvor hatte Münzinger Bernd Deffner im Halbfinale aus dem Weg geräumt. „Er lag mir irgendwie, gegen ihn habe ich meistens gewonnen.“
Gassong besiegt Slama in drei Sätzen
Schwach besetzt war die Damen-Konkurrenz, da unter anderem Vorjahressieger Sieglinde Prell (verheiratete Werner) fehlte. Juniorin Petra Gassong (SG Siemens Erlangen), die im Finale (3:0) gegen Hana Slama sehr sicher agierte, während ihre Kontrahentin so manchen Spielzug etwas überhastet abschloss, entscheid das Damen-Einzel für sich. Von „vielen dummen Fehlern“ Slamas war damals die Rede. „Die bayerischen Meisterschaften waren immer schön, man hat neue Leute kennengelernt. 1973 habe ich Abitur gemacht“, erinnert sich Gassong, die mit der SG 1972 in die Bundesliga aufstiegen war. 1983 beendete sie ihre Tischtennis-Karriere, nachdem sie eine Hausarzt-Praxis eröffnete hatte. Grund war aber auch das Verletzungsrisiko, nachdem sie sich einen Achillessehnenriss zugezogen hatte.
Als Ärztin denkt sie noch nicht ans Aufhören
Seit 40 Jahren ist Gassong, die nach der Heirat den Doppelnamen Gassong-Yildiz trägt, somit als Ärztin im Einsatz und denkt noch nicht ans Aufhören. „Ich arbeite 50 Stunden in der Woche, finde aber keinen Nachfolger.“ Statt Tischtennis stehen nun andere Sportarten wie Radfahren und Wandern im Mittelpunkt, ihren Schläger von damals hat sie aber noch.
Sowohl Münzinger als auch Gassong holten sich auch den bayerischen Titel im Doppel, nachdem beide zusammen 1971 bayerische Juniorenmeister im Mixed geworden waren. Münzinger trat mit Vereinskamerad Harald Lohbauer an, während Gassong Christel Höhn (FC Hösbach) an ihrer Seite hatte. Die beiden jungen Frauen setzten sich die Vorjahressiegerinnen Gerti Petz/Elisabeth Bergmann (DJK SB Regensburg) durch, während Münzinger/Lohbauer gegen Hans Kehrer/Gerd Preißler (ebenfalls Remlingen) die Oberhand behielten. Übrigens: Das Duo holte auch 1980 nochmals den Doppel-Titel.
Dreifachtriumph knapp verpasst
Das gemischte Doppel (Mixed) entschieden Henriette Knogl/Bernd Deffner (MTV München/TSV Milbertshofen) durch einen Erfolg gegen Münzinger/Inge Lang (MTV München) für sich. „Der Einzel- und Doppeltitel waren die wichtigeren“, konnte Münzinger den verpassten Dreifachtriumph verschmerzen.
Einst hatte er das Tischtennis spielen beim CVJM Nürnberg-Gostenhof begonnen, über TuSpo Fürth und Glaishammer Nürnberg landete er in Remlingen. Später schloss sich der pensionierte Gymnasiallehrer dem TV 1848 Erlangen an, wo er bis zum Alter von 52 Jahren – mit einem Intermezzo in Esslingen – spielte. Seitdem übt er andere Sportarten aus, mit Lohbauer ist immer noch gut befreundet. Genauso wie mit dem 1982-Sieger Dieter Voigt, welcher Taufpate seines Sohnes ist.