Zu finden ist sie auf unserer Homepage unter „Sonderinstitutionen der Führungsebene“ an vorletzter Stelle, ist aber nicht weniger wichtig als andere Personen in unserem Verband, die etwas mehr im Rampenlicht stehen. Denn ihre Arbeit findet mehr heimlich, still und leise im Verborgenen statt, ist geprägt von Anonymität und Verschwiegenheit. Die Rede ist von unserer Anti-Missbrauchs-Beauftragten Katharina Schott.
Die 35-Jährige berät seit Februar 2020 Vereine, Spieler*innen und den Verband, wenn etwas vorgefallen ist. Das „Etwas“ kann verschiedener Natur sein. Sexuelle Belästigung durch Körperkontakt, aber auch verbal wie z. B. anzügliche Witze oder ein Nachpfeifen. Den einen oder anderen Vorfall gab es in den vergangenen knapp drei Jahren schon. „Nichts Strafrechtliches, aber dadurch natürlich nicht weniger relevant“, betont Schott. Ihre Aufgabe ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Vereine und Trainer*innen präventiv gegen jedwede Form von Gewalt vorgehen sollten und wie sie sich weitere Unterstützung holen könnten. Außerdem ist sie bei einem Vorfall beratend tätig. Der Erstkontakt erfolgt meistens per E-Mail oder telefonisch. „Mir ist es natürlich lieber, wenn ich gar nicht kontaktiert werde.“
Finanzielle Unterstützung für Vereine möglich
Präventive Maßnahmen zu treffen und ein Interventionskonzept zu entwickeln, hält Schott aber für essenziell. Deswegen hat sie schon beim Trainerkongress in der Sportschule Oberhaching einen Vortrag gehalten, nimmt an Arbeitskreis-Sitzungen des DTTB teil und entwickelt das bereits bestehende BTTV-Präventionskonzept fort. Gleichzeitig bildet sie sich in diesem Bereich weiter fort, zum Beispiel an der Führungsakademie des DOSB.
Für Präventionsmaßnahmen eines Vereins ist sogar eine finanzielle Unterstützung möglich, was viele nicht wissen. „Der Verein Equaletics hat gemeinsam mit FAIRPLAID und der DFL-Stiftung einen Fördertopf ins Leben gerufen, bei dem Vereine bis zu 1000 Euro für Maßnahmen im Kinder- und Jugendschutz erhalten können“, erklärt Schott. Entscheidend ist, dass bei der Entwicklung eines Präventionskonzept die Mitglieder ins Boot geholt werden und beteiligt sind. Teil dieses Konzepts ist die Benennung von Missbrauchsbeauftragten, die im optimalen Fall aus einer weiblichen und einer männlichen Person bestehen.
„Es sollten aber nicht nur die Missbrauchsbeauftragten im Verein genauer hinschauen, sondern es ist die Aufgabe des ganzen Vereins, ein wachsames Auge zu haben“, betont Schott. „Ein Präventionskonzept mit entsprechenden Verhaltensrichtlinien ist das A und O.“ Diese müssten auf die individuellen Gegebenheiten zugeschnitten sein. Bei einem Lehrgang mit Übernachtung sei beispielsweise darauf zu achten, dass gewisse Regeln für alle Beteiligten gemeinsam beschlossen und kommuniziert werden.
Früher beim BTTV ein FSJ gemacht
In eine ähnliche Richtung geht derzeit die Ausbildung zum Demokratietrainer, an der aktuell zwei Mitglieder des BTTV-Juniorteams teilnehmen. „Das kann ich nur begrüßen. Es ist sicherlich sinnvoll und auch eine präventive Maßnahme, die einen Mehrwert für jeden Verein bringt“, sagt Schott, die 2006/2007 beim BTTV ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert hat, zwei Jahre als Jugendbildungsreferentin beim DTTB im Bereich „Junges Engagement“ tätig war und seit sieben Jahre bei der Landeshauptstadt München arbeitet – im Bereich Sportkonzepte mit dem Schwerpunkt Inklusion.
Die Diplom-Sportwissenschaftlerin mit einem Master in Public Health ist übrigens mit dem ehemaligen Referenten für Öffentlichkeitsarbeit im BTTV, Florian Leidheiser, liiert und hat viereinhalbjährige Zwillinge. Bei ihrem Verein TSV Gräfelfing tritt sie derzeit als Spielerin und Trainerin (B-Trainerin und Inhaberin der P-Lizenz) kürzer. „Wenn die Kinder mal älter sind, würde ich gerne als Trainerin wieder einsteigen“, blickt sie in die Zukunft.