Unsere Ehrenamts-Serie „Gestatten, …!“ geht weiter und führt uns in Folge 10 „vor“ das Sportgericht des Verbandes. Diejenige, um die es diesmal geht, führt seit Juli 2015 dessen Vorsitz, zählt als aktive Spielerin u.a. den zweimaligen Gewinn des Bayerischen Meistertitels im Damen-Einzel zu ihren größten Erfolgen und ist von Beruf Richterin: Gestatten, Katharina Schneider!
„Dem Verband etwas zurückgeben“
Wie bei so vielen BTTV-Funktionären geht auch Schneiders Engagement auf ein erfolgreiches Recruiting von Vizepräsident Gunther Czepera zurück: „Gunter hat mich im Rahmen der Bayerischen Meisterschaften 2015 in Ingolstadt gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mich beim nächsten Verbandstag im Sommer für dieses Amt zur Wahl zu stellen. Nach kurzem Überlegen habe ich zugesagt, weil ich darin eine gute Möglichkeit erkannt habe, dem BTTV, der mich über viele Jahre hinweg - davon fünf am damaligen BTTV-Internat in Würzburg - gefördert hat, etwas zurückzugeben“, sagt sie über die Beweggründe für ihr ehrenamtliches Engagement. Besagter Verbandstag fand im Juli 2015 in Bad Gögging statt und wählte Schneider zur Vorsitzenden des Sportgerichts des Verbandes. Bei verschiedenartigen Streitigkeiten auf Verbandsebene sowie bei Berufungen gegen Urteile der Sportgerichte der Bezirke ist sie seither gefragt. Es gilt, diese zu prüfen und zusammen mit zwei Beisitzern ein begründetes Urteil zu fällen. „Alles inklusive Stellungnahmen der Streitparteien und - wenn nötig - auch die Befragung von Zeugen läuft schriftlich ab“, betont sie.
„Das ist ein wesentlicher Unterschied zu meiner beruflichen Tätigkeit, der mir menschlich nach wie vor manchmal Probleme bereitet. In meinem Beruf kommt es in 60 bis 70 Prozent der Fälle erst gar nicht zur Verhandlung, sondern man setzt sich zusammen und findet am runden Tisch eine gütliche Lösung, die beide Parteien befriedet. Das ist menschlich schon angenehmer, geht aber in meinem BTTV-Ehrenamt leider nicht: Stets muss ein Urteil her, und so geht immer eine Partei als Verlierer hervor.“ An einen weiteren Unterschied hat sie sich inzwischen besser gewöhnt: „Die strikte Trennung in Zivil- und Strafrecht wie ich sie vom ordentlichen Gericht kenne, gibt es hier nicht. Oft ist es eine Mischung, was die Sache für mich am Anfang vor allem formal knifflig machte.“ Auch inhaltlich musste sie sich freilich erst ins Thema einarbeiten: „Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich als Spielerin nie allzu sehr mit Themen wie beispielsweise Wechselanträgen oder allgemein der Wettspielordnung befasst habe. Ich wollte und konnte immer einfach nur spielen, um den Rest haben sich in erster Linie die Verantwortlichen meiner Vereine gekümmert. Was es da alles zu erledigen und berücksichtigen gibt, war mir früher überhaupt nicht bewusst, weiß ich inzwischen aber umso mehr zu schätzen." Im Schnitt beläuft sich die Anwahl der von Schneider zu behandelnden Fälle auf einen pro Monat. Es könnten aber gerne weniger sein: „Gerade wenn es um so Sachen wie Beleidigungen geht, denk ich mir manchmal schon: Leute, muss das sein?! Wir machen den Sport bei allem Ehrgeiz doch in erster Linie, um Spaß miteinander zu haben.“
Wickeltisch statt Richterbank
Das Stichwort Beruf ist nun bereits mehrfach gefallen: Ihre Brötchen verdient die gebürtige Reichertshoferin als Richterin an einer Zivilkammer am Landgericht Augsburg, befindet sich momentan allerdings in Elternzeit. Zusammen mit ihrer Frau Ines hat die 36-Jährige zwei Söhne im Alter von gut zweieinhalb Jahren und etwas über einem halben Jahr.
Große Erfolge am Tischtennis-Tisch
Das aktive Tischtennisspielen ist inzwischen zur Nebensache geworden, ans ganz Aufhören hat sie aber noch nie gedacht: „Dafür liebe ich diesen Sport einfach zu sehr.“ Derzeit spielt Schneider beim TTC Langweid, mit dessen 1. Damen-Mannschaft sie in den Jahren 2006 und 2007 Deutsche Meisterin wurde und später noch viele weitere Spielzeiten hauptsächlich in der 2. und 3. Bundesliga spielte, bei den Herren an Position 1 in der Landesliga. In der Jugend ragt der Gewinn des Deutsche Meistertitels im Schülerinnen-Einzel 2000 als größter Erfolg heraus. Außerdem war sie 2003 Mitglied der Deutschen Mädchen-Mannschaft, die in Novi Sad Europameister wurde. Im Einzelsport der Erwachsenen errang sie neben zig Bayerischen Meistertiteln in Doppel und Mixed im Jahr 2013 und bei ihrer letzten Teilnahme 2017 auch den im Einzel.
Sport, Sport, Sport
Sonstige Hobbys? „Sport, Sport, Sport. Aktiv neben Tischtennis hauptsächlich Tennis, Radfahren und Ski fahren. „Außerdem schaue ich mir auch unheimlich gern und viel (anderen) Sport an. Es gibt wohl kaum jemand, der sich über die Verlegung der Olympischen Sommerspiele von 2020 nach 2021 so sehr gefreut hat wie ich. Da war ich dann schon in Elternzeit und konnte bei meinen Tätigkeiten als Mama und Hausfrau nebenher ganz viel schauen. Bei den Winterspielen jetzt wird das nicht anders sein.“