In Folge acht unserer Porträt-Reihe „Gestatten, …“ widmen wir uns einem Mann, der zwar kein offizielles Amt im BTTV bekleidet, sich inoffiziell aber längst den Ehrentitel „Haus- und Hoffotograf des BTTV“ verdient hat: Gestatten, Erik Thomas!
Die Tischtennis-Fotografie ist für den 55-jährigen Thomas, der mit Frau und Hund in Ebersberg östlich von München lebt und im Hauptberuf geschäftsleitender Beamter im Rathaus einer 7.300-Einwohner-Kommune ist, die Symbiose zweier Hobbys. Denn wenngleich nach eigener Einschätzung „eher schlecht als recht“, spielt der gebürtige Südbadener seit seiner Jugend auch selbst Tischtennis. „Bei meinem Verein, dem ASV Glonn bin ich aktuell in der Bezirksklasse B aufgestellt. Allerdings habe ich meine Wettkampfaktivitäten nach über vier Jahrzehnten Tischtennis vor drei Jahren fast auf Null zurückgeschraubt. Letztes Jahr gab es für mich erstmals wieder kurz vor der großen Corona-Zwangspause einen Mannschaftseinsatz im Vereinsderby. Mal sehen, was die laufende Saison noch bringt. In der kalten Jahreszeit wird zumindest wieder mehr trainiert. Insgesamt fotografiere ich inzwischen aber lieber.“ Im eigenen Verein machte Thomas auch seine ersten Tischtennis-Fotos. „Ich habe mich dann über höherklassig spielende Vereine in meinem Umkreis langsam fotografisch verbessert.“ Und wie! Dass die Fotografie für Thomas in erster Linie weiterhin „nur“ Hobby ist, ist der Qualität seiner Werke nicht im Geringsten anzumerken. Wer sich buchstäblich ein Bild davon machen will, kann dies auf Thomas` “Ausstellungs-Website“ www.good-photos.de gerne tun.
Fotolieferung als Dank für Akkreditierung
Die Zusammenarbeit mit dem BTTV entstand 2011 eher zufällig im Zusammenhang mit den Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren in Bamberg: „Damals fragte ich einfach mal beim BTTV an, ob ich über den Verband eine Akkreditierung für die Deutschen Meisterschaften bekommen kann. Das hat gleich auf Anhieb geklappt. Sozusagen als Dankeschön für die Unterstützung habe ich im Gegenzug Fotos geliefert. Und das mache ich bis heute.“
Thomas beliefert den BTTV seither nicht nur mit von Fotos von den Bayerischen Teilnehmer bei den Deutschen Meisterschaften, sondern ist auch regelmäßig bei größeren (Sonder-)Events wie dem Finalturnier der Bavarian Race-Turnierserie oder dem BTTV-Charity-Golfturnier 2020 im Einsatz. Außerdem ist Thomas bei fast bei allen Heimspielen der Kolbermoorer Damen in der 1. Bundesliga mit seiner Kamera anzutreffen, begleitet große TT-Turniere vorwiegend in Deutschland sowie ab und an auch im europäischen Ausland. Nach den Highlights seiner Tätigkeit als Tischtennis-Karriere gefragt, fallen Thomas spontan die Mannschaft-WM 2012 in Dortmund und die Einzel-WM 2017 in Düsseldorf ein: „Die WM in Dortmund war mein erstes großes Turnier als Fotograf. Beide deutschen Teams standen im Halbfinale. Die Dortmunder Westfalenhalle war fast bis auf den letzten Platz mit Zuschauern besetzt. Eine Stimmung, wie man sie nur selten im Tischtennis erlebt, ein echter Gänsehaut-Moment. Für die Einzel-WM in Düsseldorf hatte mich der DTTB als Fotograf für das gesamte, neuntägige Turnier angefragt, da habe ich natürlich gerne zugesagt. Es war toll, ein wenig Einblicke hinter die Kulissen zu bekommen. Von der Eröffnung bis zu den Pressekonferenzen und den abschließenden Siegerehrungen - ich war überall dabei. Ach ja, Sportfotos habe ich auch gemacht, dafür war ich ja hauptsächlich zuständig.“ Gerade bei solchen Turniereinsätzen muss dann auch so mancher Urlaubstag erhalten. Dabei ist Thomas für eine Sache ganz besonders dankbar: „Das Verständnis meiner lieben Frau.“
Gutes Auge, gutes Equipment und exzellente Technikbeherrschung
Was braucht es sonst noch, um die Kunst der Sport- und speziell der Tischtennis-Fotografie auf so hohem Niveau zu beherrschen? Thomas nennt die spezifischen Anforderungen und Schwierigkeiten: „Hilfreich ist es auf jeden Fall, wenn man selbst Tischtennis spielt. Man kann dann die Bewegungsabläufe besser einschätzen und so in den richtigen Momenten auslösen. Die fotografischen Schwierigkeiten beim Tischtennis sind, so glaube ich, ähnlich wie in fast allen Ballsportarten. Gerade im Spitzensportbereich sind die Bewegungen extrem schnell, die Belichtungszeiten müssen entsprechend kurz sein. Die Schärfe muss auf den Augen der Spielerinnen/Spieler liegen und das Spielgerät (Schläger und Ball) darf auf den Fotos nicht fehlen. Die Lichtverhältnisse in den Sporthallen sind oft nicht die besten, daher können die Objektive für die Hallenfotografie nie lichtstark genug sein, um die kurzen Belichtungszeiten zu erreichen.“ Wie beim Tischtennis selbst sind also ein gutes Auges, ein gutes/passende Equipment und eine exzellente Technik(-Beherrschung) von Nöten. Aber auch für diejenigen, die kein High-End-Equipment zur Verfügung haben und dennoch „brauchbare“ Fotos vom Tischtennis schießen wollen, hat Thomas einen Tipp parat: „Wenn man keine ganz so gute Ausrüstung besitzt, kann man sich z. B. auf Aufschlagszenen konzentrieren, hier lässt sich recht gut auch mit längeren Zeiten ein brauchbares Bild erzielen. Zudem gilt wie überall im Sport, dass Emotionen immer ein Foto wert sind, denn davon lebt jede Sportart. Auch diese Momente können sehr spannend sein.“
In der „freien Wildbahn“
Thomas ist mit seiner Kamera aber nicht nur in Tischtennis-Hallen unterwegs. Gerade im Sommer „verirrt“ er sich mit Hund Odysseus, einem English Setter, gerne auch in die freie Natur. „Die Kamera ist fast immer dabei. Insekten, die Landschaft, Wildtiere, alles darf als Motiv herhalten. Und Odysseus, kurz Odi, natürlich auch. Zwischendurch werde ich außerdem für Hochzeiten als Fotograf engagiert. In der verbleibenden Zeit gibt es regelmäßig was an unserem Haus zu werkeln. Das mache ich durchaus gerne, meistens zumindest.“