Die Stadt, die vor ein paar Monaten noch ein weißer Fleck auf der Landkarte war, ist nun doppelt vertreten: Die Rede ist von München, das inzwischen – genauso wie Nürnberg – zwei Ping Pong Parkinson Standorte hat. Ein Besuch bei einer Trainingseinheit.
Mit dem ESV München-Ost (Nähe S-Bahnstation Berg am Laim) und dem jüdischen Verein TSV Maccabi München wurden zwei Klubs gefunden, die über Hallenkapazitäten verfügen und die Parkinson-Sportler bei sich aufgenommen haben.
In Jürgen Zender aus München wurde vor drei Wochen ein Regionsleiter für Oberbayern bei Ping Pong Parkinson e.V. vorgestellt, der nun kräftig die Werbetrommel rührt, um Parkinson-Erkrankten die Sportart schmackhaft zu machen. Er selbst bekam die Diagnose vor drei Jahren und hatte während seiner Reha eine Tischtennisplatte im Keller entdeckt. „Es geht mir um die Bewegung und die Freude am Spiel“, betont er. Nicht Ärzte haben es ihm empfohlen, sondern er selbst informierte sich, welche Maßnahmen er ergreifen kann, um die Krankheit zu lindern. Vor vier Wochen war er gleich bei den German Open in Bad Homburg dabei. Zender hat sich nun zur Aufgabe gemacht, weitere Standorte ausfindig zu machen und bei Events Präsenz zu zeigen. So war Ping Pong Parkinson auch schon auf dem Münchner Odeonsplatz vertreten, zudem würden sich Stadtteilfeste anbieten.
Hallensuche im Landkreis Mühldorf
Ein Spieler ist Hubert Rosskothen aus dem Landkreis Mühldorf. Vor zwei Jahren bekam er die Diagnose Parkinson und sei zunächst „in ein tiefes Loch gefallen.“ Als Jugendlicher habe er mehrere Ballsportarten ausgeübt, darunter auch Tischtennis. Nun hat er wieder Gefallen daran gefunden. „Ich bin ehrgeizig, kann aber auch verlieren“, meint der Biolandwirt. Er hat schon einige Vereine in seinem Landkreis abgeklappert, doch er handelte sich Absagen ein. „Die Vereine wollen, dass ich dann einen Mitspieler mitbringe, um ins laufende Training einsteigen zu können. Es trainieren halt überall Turnier- und keine Freizeitspieler.“ Bis ein Standort gefunden ist, fährt er extra mit dem Zug nach München. Dank 9-Euro-Ticket halten sich die Kosten momentan in Grenzen.
Kaum Unterstützung von den Vereinen
Petra Rebitzer hat die Regionalgruppenleitung für Mühldorf übernommen und hofft, für Rosskothen bald eine Spielmöglichkeit in der Nähe zu finden. „Wir suchen auch rund um Altötting, Traunstein und Rosenheim nach Vereinen, die uns aufnehmen. Es ist schwer, irgendwo andocken zu können, weil wir nicht großartig unterstützt werden.“<span id="1656662889715S" data-htmlarea-bookmark="true"> </span> Vereine hätten Angst, dass die Parkinsonler Platz in den Hallen wegnehmen würden. Zudem geht es darum, Vorurteile abzubauen. Parkinson dürfe man nicht mit Demenz und Alzheimer in einen Topf werfen. „Das Bild der zitternden, alten Hand ist falsch“, betont Rebitzer. Selbst Rollstuhlfahrer könnten Tischtennis spielen. „Einer ist einfach aufgestanden und hat losgelegt“, war sie hellauf begeistert. Rebitzer ist an diesem Abend nach München gefahren, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Auge-Hand-Koordination wird verbessert
Dabei begutachtet sie, wie Gerhard Schumann den Schläger schwingt. Er erhielt vor 13 Jahren im Alter von 42 Jahren die Diagnose Parkinson und ist Regionalgruppenleiter München bei der Deutschen Parkinson Vereinigung, die nach seinen Angaben 600 Mitglieder hat. Über Zender landete er beim Tischtennis und will „aktiv bleiben“. Auch er räumt mit Vorurteilen auf, dass Parkinson-Erkrankte nicht leistungsfähig wären. „Wir sind in keinster Weise dümmer als die anderen.“ Jeder habe sein „eigenes“ Parkinson, neben dem Zittern könne auch die Sehkraft beeinträchtigt sein. Mit Tischtennis werde die Konzentration und das Auge-Hand-Koordination verbessert. Für Schumann zählt die Gemeinschaft und das Miteinander-Spaß-haben. „Viele Parkinson-Erkrankte verstecken sich in ihren eigenen vier Händen“, klagt Schumann.
Auch mit 84 Jahren mit Spaß bei der Sache
Ulrike Heyd versteckt sich nicht, sie ist an diesem Abend die einzige Frau. Früher hat sie Tennis gespielt, vor sechs Jahren bekam sie die Diagnose, hält sich nun aber mit mehreren Sportarten fit. Dazu zählt auch das Tanzen. Last but not least greift auch Christian Bader zum Schläger an diesem Abend. Eigentlich wollte der 84-Jährige nur zuschauen, aber von den Mitspielern wird er motiviert, mitzumachen. Auch wenn er nicht jeden Ball (gleich beim ersten Mal) trifft, macht ihm das Ganze sichtlich Spaß. Um genau diesen geht es auch. Es wird nicht mitgezählt, sondern einfach nur gespielt. Sieg oder Niederlage sind nicht wichtig, außer man spielt wie Zender bei den German Open mit.
Fazit: Der weiße Fleck ist weg und der Wunsch von Sven Trautner in Erfüllung gegangen. Der Regionsleiter Bayern hatte nämlich<link news/data/2021/12/10/muenchen-ist-leider-noch-ein-weisser-fleck/> vor einem halben Jahr noch moniert</link>, dass München auf der Landkarte der Standorte noch fehle.
In Bayern gibt es mittlerweile 21 Standorte - diese sind: Schweinfurt, <span class="SpellE">Rettersheim</span>, <span class="SpellE">Oberickelsheim</span>, <span class="SpellE">Pinzberg</span>, <span class="SpellE">Nürberg</span>-West (SG Viktoria Nürnberg-Fürth), Nürnberg-Ost (TV <span class="SpellE">Glaishammer</span>), Burgthann, Schwabach, Regensburg, Riedenburg, Ingolstadt, <span class="SpellE">Obergriesbach</span>, Augsburg, Thannhausen, München-Mitte, München-Ost, Hofolding, Herrsching, Weyarn und Oberstdorf. Ganz neu kam in diesen Tagen Dietersheim (Kreis Neustadt an der Aisch) dazu.
Video des PPP-Bayern-Magazins mit Zender ab Minute 12:36 im Interview
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Sat1 berichtet über PPP in Thannhausen
Zu erreichen ist Jürgen Zender unter folgender E-Mail Adresse: juergen.zender@pingpongparkinson.de