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Einzelsport Erwachsene  

„Ich habe den sportlichen Ehrgeiz, mich mit anderen messen zu wollen“

Thomas Lutter spielt nach der Diagnose Parkinson wieder Tischtennis und ist beim TuS Großkarolinenfeld aktiv

Thomas Lutter greift nach vielen Jahren Pause beim TuS Großkarolinenfeld wieder zum Schläger. Foto: privat

Zuletzt bei der Weltmeisterschaft für Parkinson-Spieler im kroatischen Pula war er dabei, ansonsten schlägt er für den TuS Großkarolinenfeld in der Bezirksklasse C auf. Für Thomas Lutter ist Tischtennis eine Rückkehr zu seinen Wurzeln.

Im Alter von 14 Jahren hat der inzwischen 63-Jährige beim TTC Lettenreuth, wo der Sohn seines Großcousins Abteilungsleiter ist, das Tischtennis spielen angefangen. Er war dort einige Jahre aktiv, parallel dazu hatte er sich dem Volleyball verschrieben. Sowohl als aktiver Spieler als auch Trainer. Weil ihm das zu viel unter der Woche wurde, entschied er sich für eine Sport - nämlich Volleyball. Den Tischtennisschläger legte er deshalb auf die Seite.

Wobei nicht ganz. Als Polizeibeamter ging es darum fit zu bleiben, sodass er mit seinen Kollegen hin und wieder Tischtennis spielte. Richtig betreibt er den Sport seit zweieinhalb Jahren. Ende 2019 ging er in Pension, die Diagnose Parkinson hatte er im März 2019 erhalten. „Nach Eintritt in den Ruhestand habe ich mich intensiver mit Parkinson beschäftigt. Seit ich weiß, dass Tischtennis die Symptome von Parkinson lindern kann, spiele ich umso intensiver“, ist er Feuer und Flamme ob des kleinen weißen Balles. Zudem ist er überzeugt, dass sich auch Dart positiv auswirkt. Eines der Symptome bei ihm ist das Zittern der rechten Hand – man spricht wissenschaftlich vom essenziellen Tremor. „Das ist bei mir relativ kontrollierbar, nur in Stresssituationen tritt es verstärkter bei mir auf“, erklärt Lutter.

Vor zwei Jahren das erste Punktspiel bestritten

Stresssituationen treten beim ihm während dem Tischtennis jedoch nicht auf. Inzwischen wohnt Lutter in Rosenheim, davor lebte er in Großkarolinenfeld, wo er noch ein paar Tischtennisspieler kannte. Schnell war der Kontakt hergestellt und Lutter im Training. Ende Juni 2020 beantragte er eine Spielberechtigung. Es war der 14. Oktober 2020, als Lutter gegen den SV Bruckmühl IV erstmals zum Einsatz kam und gleich drei Einzel spielen durfte. Zwei verlor er, aber eines gewann er in fünf Sätzen nach zwischenzeitlicher 2:0-Führung. „Ich habe den sportlichen Ehrgeiz, mich mit anderen messen zu wollen.“

Als Dritter der Bezirksklasse D stieg der TuS in die höhere Liga auf und musste nun feststellen, dass in der Bezirksklasse C ein anderer Wind weht. Auch von zwei 0:10-Niederlagen zum Beginn lässt sich der TuS nicht aus der Fassung bringen. Erst beim zweiten Spiel wirkte Lutter im Einzel und Doppel mit, weil er zuvor – richtig – bei der WM in Pula war. „Dort gab es auch Spieler, die auf Hilfe angewiesen sind und sich am Tisch festhalten müssen“, gibt Lutter Einblicke in die Geschehnisse vor Ort. Er war übrigens als Nachrücker nach Kroatien gereist, weil er die Ausschreibungen erst gelesen hatte, als die Anmeldefrist schon abgelaufen war. „Doch ich habe nicht lockergelassen und den Vorstand von PingPongParkinson kontaktiert“, erinnert sich Lutter. Die Tage bei der WM will er nicht missen, schließlich kamen mehrere neue Kontakte zustande. Die WM im nächsten Jahr hat er sich genauso im Kalender bereits markiert wie die German Open.

Auch bei Bavarian TT Race Premiere gefeiert

Doch nicht nur bei der WM, im Training und Punktspielbetrieb greift er zum Schläger. Ende September in Starnberg hat Lutter erstmals bei einem Bavarian TT Race Turnier mitgespielt und eines von fünf Spielen gewonnen. Mitte November wird er an einem Trainings-Wochenende für Parkinsonspieler in Milbertshofen teilnehmen, das von Top-Speed durchgeführt wird. Um sich zu verbessern, damit auch der TuS Großkarolinenfeld davon profitiert. „Ich will schon ein paar Punkte dazugewinnen“, gilt Lutters Blick auch seinem TRR-Wert, der momentan bei 1032 liegt. Die Nummer eins im Verein, Felix Agrikola (1420) fehlt derzeit studienbedingt, eventuell kann der Verein auch drei Spieler bewegen, sich wieder dem TuS anzuschließen.

Eine Rückkehr zu den Wurzeln. Wie bei Lutter und dem Tischtennis.

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