Nach 64 Jahren Fußball wird beim 1. FC Seinsheim (Unterfranken-Süd) inzwischen nicht mehr dem runden Leder hinterhergerannt und es werden keine Tore mehr bejubelt. Zuletzt waren es eh nur noch vier Fußballer (davon zwei langzeitverletzt), die der Mannschaft einer Spielgemeinschaft aus drei Vereinen angehörten. Stattdessen hat der kleine, weiße Ball Hochkonjunktur. Seit Kurzem wird erstmals in der Vereinsgeschichte Tischtennis im Ort mit seinen 1100 Einwohnern gespielt.
Mathias Gruber, der früher in Jugend in Rottendorf gespielt hat, ist Abteilungsleiter und hat sich zur Aufgabe gemacht, Tischtennis in Seinsheim zu etablieren. Waren es anfangs gut ein Dutzend Spieler, so ist die Trainingsgruppe inzwischen auf fast 30 Erwachsene und zehn bis zwölf Jugendliche gewachsen. „Wir sind eine bunt gemischte Truppe“, erzählt der 44-Jährige, der die Altersspanne von sechs bis 78 Jahre angibt. Man habe absolute Neulinge, aber auch ein paar Ex-Fußballer. Trainiert wird aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten (die Sporthalle ist dafür zu klein) im Pfarrheim.
Geplant ist, zur nächsten Saison 2023/24 eine Erwachsenen-Mannschaft im Spielbetrieb anzumelden. „Es haben sich dafür ein paar Interessenten herauskristallisiert. Aber wir brauchen einen Trainer, der den Spielern die Basics vermitteln kann. Wenn wir Wettkämpfe bestreiten, dann wollen wir uns professionell aufstellen“, betont Gruber. Mit Ralf Braun aus Kleinlangheim (spielberechtigt für den TV Etwashausen) und Peter Krätzig (SV Markt Einersheim) seien zwar Spieler dabei, die über Erfahrung verfügen und insbesondere den Jugendlichen etwas beibringen können. Doch als Trainer wollen sie nicht fungieren, weshalb Gruber überlegt, sich nächstes Jahr für einen Co-Trainer-Lehrgang anzumelden.
Doch momentan ist Gruber über den Status Quo froh, denn er musste im Verein dicke Bretter bohren, um eine Tischtennis-Sparte aufbauen zu können. „Es war ein schwerer Kampf, aber inzwischen sagt die Vorstandschaft, dass es eine gute Entscheidung war. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass wir so viel Zuspruch erhalten.“
In Schrobenhausen geben zwei Jugendliche den Takt vor
Zudem gibt es mit MTV Schrobenhausen (Oberbayern-Nord) und TV Irsee (Schwaben-Süd) zwei Wiedereinsteiger. In Schrobenhausen wurde der Verein zwar vom BTTV abgemeldet, es gab in dieser Zeit aber weiterhin Training. Nun erfolgte die Wiederanmeldung und es ist geplant, dass eine Jugendmannschaft am Spielbetrieb teilnimmt, nachdem mit Liam Liersch (17) und David Pfitzmann (16) zwei engagierte Jugendliche gefunden wurden, die momentan ihre Co-Trainer-Lizenz absolvieren. „Es läuft relativ gut, aber es gibt momentan keinen Abteilungsleiter“, erklärt Jutta Woisetschläger, Vorstand des Hauptvereins. „Es sind auch Ukrainer dabei und wir haben jemanden gefunden, der russisch spricht.“ Knapp 20 Sportler trainieren regelmäßig, auch ein paar Erwachsene sind dabei.