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Personal/Hintergrund  

Dr. Torsten Küneth prüft die Schläger in der Call Area

Schiedsrichterberichte von der EM/Teil 4 mit dem bayerischen Vertreter ihrer Zunft

Macht seinen Beruf zum Hobby: Mathematiker Torsten Küneth ist beim Schlägertest häufiger mit Kopfrechnen beschäftigt. Foto: Erik Thomas

Seit Samstag laufen die Tischtenniswettbewerbe im Rahmen der European Championships in München. Teil des Sportes sind nicht nur die Sportlerinnen und Sportler selbst. In München sind 36 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter aus ganz Europa im Einsatz. Ein Sportevent mitten in München – idealer Anlass für einen „Seitenwechsel“ und Überblick über die breit gestreuten Tätigkeitsfelder von Schiedsrichtern während des Events!

Für Zuschauer unbemerkt werden die Schläger „auf Herz und Nieren“ geprüft. Diese Tätigkeit stellt uns der Schlägertester der European Championships –Bayerns wohl bekanntester Schiedsrichter Dr. Torsten Küneth – kurz vor!

Zweck und Ablauf der Schlägerkontrolle

Tischtennis-Schläger sind heutzutage Hightech-Material. In jeder Sportart muss es Standards geben, um faire und gesunde Spielbedingungen sicherzustellen. Die Schlägerkontrolle ist ein Service für Spieler*innen und Sport sowie natürlicher Bestandteil des Schiedsrichterbereichs. Bei der EM 2022 ist sie meine Aufgabe.

Vorab haben sich das Referee-Team und ich per Video-Meeting über Ablauf und Umfang der Schlägertests abgestimmt. In München arbeite ich unmittelbar neben der Call Area, dem „Anmelde-Raum“ für Spieler*innen vor dem Match, in den alle Schläger mitgebracht werden. Ich suche pro Runde ein bis zwei Spiele aus, deren Schläger ich ohne Vorankündigung vor Spielbeginn mit elektronischen Geräten prüfe. Ausgewählt wird nach einer Mischung aus Zufall und Gleichmäßigkeit: Möglichst viele der rund 225 Spieler*innen sollen kontrolliert werden, aber nicht unnötig oft – außer bei Auffälligkeiten. Sämtliche Halbfinals und Finals werden geprüft. Gemessen werden Dicke und Ebenheit der Beläge sowie verbotene flüchtige Lösungsmittel aus Belag-Boostern. Das Verfahren ist im Topsport jahrelange Routine. Man kann nicht jede Eigenschaft eines Schlägers prüfen. Aber so werden Standards für den Gesundheitsschutz und die Spielbedingungen gesetzt. Das ist ein großer Zwischenerfolg. Deswegen erlebe ich die EM einmal mehr als eine Chance, durch meine Arbeit meinem Sport einen Dienst zu erweisen.

Besonderheiten in München

Schlägerkontrolle bei einem internationalen Turnier ist eine organisatorische und technische Herausforderung. Die European Championships werden darüber hinaus von einem zentralen Veranstalter durchgeführt, der – anders als bspw. der DTTB – nicht jedes Detail im Tischtennis vor Augen haben kann. Das ist der Preis umfangreicher medialer Präsentation. Der Schlägertester ist deshalb ein bisschen „Mädchen für alles“, speziell in der Call Area. Zugleich ist er ein Match Official wie die Schiedsrichter am Tisch. Statt Aufschläge bewertet er Schläger – und ist dabei mit Kopfrechnen beschäftigt, um Tatsachenentscheidungen anhand seiner Messergebnisse zu treffen. Dafür scheint sich meine Kombination aus Internationalem Schiedsrichter und Berufsmathematiker recht gut zu eignen. Deswegen habe ich mich irgendwann auf die Racket Control spezialisiert – die ich sogar bei Olympia 2012 in London durchführen durfte. Die Verbindung dieser Aufgabe mit einem Einsatz am Tisch macht beim selben Turnier keinen Sinn. Beides sollte im Interesse der Spieler*innen auf hohem Niveau geschehen. Nach der EM bin ich aber wieder als Oberschiedsrichter in der Bundesliga im Einsatz.

Was in der Call Area an Aufgaben anstehen, zeigt Torsten auch ganz schön in einem Video des DTTB.

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