Bernadette Schelle aus Peiting-Birkland zählt zu den bekanntesten Unparteiischen des BTTV – wegen ihrer hohen Qualifikation als erste Internationale Schiedsrichterin des Freistaats (seit 2016), sondern auch wegen der schier unglaublichen Fülle an Einsätzen, die sie Jahr für Jahr absolviert. Darunter auch viele mehrtägige Events wie zuletzt die FISU University Games in Essen. Wir haben mit der 61-Jährigen u. a. über ihre Motivation und ihren Ruf als besonders strenge Regelhüterin gesprochen.
Bernadette, wie viele Einsatztage kommen bei dir im Jahr zusammen? Bleibt da überhaupt noch ausreichend Zeit für Beruf, Familie, Freunde und andere Hobbys?
Schelle: Im Schnitt liegen meine Einsatztage im nationalen und internationalen Bereich bei ca. 40-45 Tagen im Jahr. Auf internationaler Ebene sind diese von Nominierungen abhängig. Meine Familie, die Freunde und mein Vollzeit-Beruf stehen trotzdem an allererster Stelle. Außerhalb von Tischtennis gehe ich gerne bergwandern und radfahren. Diese ergänzen sich gut in der tischtennisfreien Zeit.
Wie und wann bist du zur Schiedsrichterei gekommen? Was fasziniert dich an dieser Tätigkeit – und motiviert dich, diesem Ehrenamt so viel Zeit und Herzblut zu widmen?
Schelle: Zur Schiedsrichterei bin ich durch die frühere Trainertätigkeit der Kinder in unserem Verein TTC Birkland gekommen. Es war mir wichtig, den Kindern neben der Tischtennistechnik auch die Regeln mit auf den Weg zu geben. Seit 2006 bin ich in dieser Funktion als Schiedsrichterin unterwegs. Als Schiedsrichterin bin ich aktiv am Geschehen beteiligt und trage zu fairen und geordneten Abläufen der Spiele bei. Beruflich bin ich, was Regelwerk und Richtlinien betriff, als Finanz- und Gehaltsbuchhalterin „vorbelastet“, sodass mir die verantwortungsvolle Umsetzung der Regeln geläufig ist. Als Schiedsrichterin hat man immer den besten Platz in der ganzen Halle und kann guten Sport bis Spitzensport hautnah miterleben. Dies ist einer der Gründe, warum ich gerne auf Turnieren bin.
Spielst du selbst auch noch Tischtennis?
Schelle: Ich spiele schon seit meiner Schulzeit Tischtennis. Seit ein paar Jahren schraube ich meine aktive Zeit aber zurück, um mehr Zeit für die Schiedsrichterei zu haben.
Du hast in Spielerkreisen den Ruf, eine ziemlich strenge Regelhüterin zu sein. Wie siehst du das selbst: Klischee oder Teil deiner Philosophie?
Schelle: Als Klischee möchte ich dies nicht betrachten. Wie schon erwähnt, sehe ich es als meine Aufgabe als Schiedsrichterin an, die Spiele fair zu leiten und bei strittigen Fragen Entscheidungen zu treffen. Besonders bei emotionalen Spielerinnen und Spielern ist eine gute Kommunikation und „Fingerspitzengefühl“ gefragt, um für ein gutes Miteinander zu sorgen.
Was war bisher dein Highlight als Schiedsrichterin? Gibt es ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Schelle: Dem Grunde nach hat fast jedes Turnier ein Highlight. Besondere Highlights, die ich als Schiedsrichterin miterleben durfte, waren die TTBL-Pokalfinals, TT Finals in Erfurt, Bayreuth Open Paras, Senioren-EM 2013 in Bremen, German Opens und WTT-Turniere. Besonders das letzte Turnier bei den FISU World University Games 2025, das im Juli in Essen stattfand, stand unter einem besonderen Flair. Spielerinnen und Spieler aus verschiedenen Nationen und Kontinenten nahmen an dem Turnier teil. Es war faszinierend, viele Menschen verschiedener Kulturen kennenzulernen. Auch hier spürte man den sog. „olympischen Gedanken“.
Hast du konkrete Ziele, die du als Schiedsrichterin noch erreichen möchtest?
Schelle: Für die kommenden Jahre möchte ich weiter gerne noch Einsätze in den Bundesligen und bei internationalen Turnieren übernehmen.
Last but not least: Nenn uns doch ein paar Regeln, die in Spieler- und Trainerkreisen deiner Meinung nach zu wenig bekannt sind oder nicht ernst genug genommen werden.
Schelle: Hier kommt es darauf an, in welchen Ligen man sich bewegt. In höheren Ligen (DTTB-Ebene) gibt es weitaus weniger Probleme beim Umsetzen der Regeln. Hauptsächlich geht es um die Regeln zum korrekten Aufschlag, Zeitlimits bei Spielunterbrechungen und Beratung sowie um Unsportlichkeiten. Hier z. B. verbale Entgleisungen (Beleidigungen), respektlose Gesten.
Bernadette, vielen Dank für das Gespräch!