Anlässlich seines 75-jährigen Bestehens hat der TTC Kist Borussia Düsseldorf zu sich eingeladen. Und da der Rekordmeister gerne seine Heimspiele auch ein-, zweimal pro Saison auf fremdem Terrain austrägt, bot es sich an, als Gäste den geografisch nächstgelegenen Verein, nämlich den TSV Bad Königshofen, in der Würzburger Tectake-Arena zu empfangen, dessen Fans wiederum das Auswärtsspiel zum Heimspiel machten. Die Düsseldorfer waren aber Herr im fremden Haus und fuhren mit einem 3:1-Sieg im Gepäck nach Hause.
Kein Sieg für Boll: Das Spiel stand natürlich ganz im Zeichen des Abschieds vom Timo Boll, der am Tag zuvor noch krank war, aber "glücklicherweise wieder fit ist", wie TTC-Manager Jochen Wilhelm erleichtert feststellte. Der 43-Jährige wird nach der Saison seinen Schläger zur Seite legen. Im dritten Einzel traf er auf Martin Allegro, der schon beim Auswärtsspiel in Bremen positiv auf sich aufmerksam gemacht hatte. Boll schien bereits auf die Siegerstraße einzubiegen, doch Allegro ließ sich nicht abschütteln. Der Belgier erzwang den fünften Satz, als Boll 8:5 führte, gab es einen sehenswerten Ballwechsel. Den Punkt machte Allegro, der den längeren Atem hatte und den Satz noch mit 12:10 für sich entschied. Auch zwischen Dang Qiu und Jin Ueda gab es einen atemberaubenden Ballwechsel im vierten Satz beim Stand vom 2:0 für Qiu, der den Ball am Ende ins Netz beförderte. Die Halle kochte danach förmlich für ein paar Sekunden.
Action im Vorfeld: Auch die Drittliga-Spieler des TTC Kist, die als Aufsteiger sich erst noch an die raue Luft eine Etage weiter oben gewöhnen müssen, hatten ihren Auftritt. Nämlich ab eineinhalb Stunden vor dem Spiel, als es "Tischtennis-Action für alle" gab. Vornehmlich Kinder konnten gegen Lorenz Schäfer, Luis Kraus oder Niclas Reindl antreten. Evgueni Chtchetinine wurde indes an der Verkaufstheke gebraucht.
Bekannte Gesichter: Natürlich tummelten sich zahlreiche bekannte Gesichter in der Halle. Angefangen von Dominic Tran (TTV Beratzhausen) vom DTTB-Schnuppermobil, über die Dietrichs (Günter, Gerti und Johanna) vom DJK Sportbund Regensburg, Alexandra Heer vom Damen-Verbandsoberligist SB Versbach oder den langjährigen BTTV-Trainer Cornel Borsos, der in Würzburg wohnt.
Große Tombola: Ein Los für zwei Euro, jedes Los gewinnt. Entsprechend groß war der Andrang am Stand. Als Trostpreis gab es einen 20-Prozent-Rabatt-Gutschein bei einem Würzburger Bäcker. Sechs Hauptpreise waren der Ansporn, Lose zu kaufen. So gab es ein von Timo Boll signiertes Trikot zu gewinnen, aber auch ein 3-Gänge-Candle-Light-Dinner. Das Los zog ein Junge, vermutlich werden seine Eltern davon profitieren.
Fleißige Helfer: Rund 80 Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Ein paar davon belegten Semmeln mit Wurst oder Käse - und hatten einiges zu tun. Denn 2900 Zuschauer waren in der Halle, weshalb 3000 Semmeln geordert wurden. Auch die große Kuchentheke lud vor und während des Spiels zum Sonntagskaffee ein.
Großer Auftritt: Die Einlaufkids waren natürlich vom TTC Kist. Hand-in-Hand mit den Stars und unter Beifall der Zuschauer durften sie in die Halle laufen. Sicherlich ein einmaliges Erlebnis für so manchen Nachwuchs-Spieler des Würzburger Teilortvereins.
Leider nur Zuschauer: Beim TSV Bad Königshofen musste, wie schon Tage zuvor beim Auswärtsspiel in Bremen, Bastian Steger wegen eines gebrochenen Fingers passen. Deswegen war er genauso wie Kilian Ort, dessen Comeback in den Sternen stehen, zum Zuschauen verdammt. Ein Großteil der Zuschauer drückte den Bad Königshofenern den Daumen, der Lärmpegel war natürlich hoch, wenn ein TSV-Spieler punktete. Die Ping Pong Ultras feuerten gewohnt lautstark ihre Spieler an.
Positives Fazit: TTC-Manager Jochen Wilhelm, der selbst zwischen zweiter (Verbandsliga) und dritter Mannschaft (Bezirksliga) pendelt, war rundum glücklich. „Die Halle war voll und die Stimmung gut. Die letzten beiden Spiele waren deutlich hochwertiger als die ersten beiden“, sagte Wilhelm. „Die Tombola-Lose haben reißenden Absatz gefunden, der Kuchen war fast weg.“ Alles habe gut geklappt. „So ein Projekt haben wir vorher noch nie gestemmt“, betonte Wilhelm. „Jeder hat bei uns angepackt. Drei Stunden haben wir nach dem Spiel noch abgebaut und waren dann fix und fertig. Am Montag waren wir noch bis 12.30 Uhr beschäftigt, alles in unsere Halle zu transportieren.“
Werbung für den Sport: Trotz der Niederlage war TSV-Geschäftsführer Andreas Albert, der von mindestens 400 TSV-Fans in der Arena ausging, nicht unzufrieden, schließlich hatte er sich aufgrund des Ausfalls von Bastian Steger wegen Fingerbruchs („Die Schwellung ist zwar abgeklungen, aber er kann noch keinen Schläger greifen“) nicht viel ausgerechnet „Ich habe mir gewünscht, dass wir ein Spiel gewinnen“, sagte er hinterher. Allegro tat ihm bekanntlich den Gefallen. „Eine super Veranstaltung, es hat Spaß gemacht. Das war eine prima Werbung für unseren Sport", lobte Albert den TTC Kist. Und kann sich vorstellen, ebenfalls mit einem Heimspiel „auf Reisen“ zu gehen. Vor zehn Jahren spielte der TSV, damals noch Zweitligist, schon einmal in Schweinfurt gegen den TTC Fortuna Passau. Das war übrigens ein schlechtes Omen: Erstmals seit vier Jahren verlor der TSV damals vor knapp 400 Zuschauern wieder ein Punktspiel (zum Spielbericht von 2014 geht es hier).