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Mannschaftssport Erwachsene  

„Wir müssen das heiße Eisen jetzt schmieden“

Andreas Albert, Geschäftsführer Sport des TSV Bad Königshofen, im Interview

Daumen noch: Andreas Albert freut sich über den Erfolg und den damit verbundenen Hype um seinen Klub. Foto: Philipp Wohlfart

Der TSV Bad Königshofen stand erstmals in der siebten TTBL-Saison im Halbfinale der Play-offs. Nach dem Heimsieg gegen Borussia Düsseldorf folgten zwei Auswärtsniederlagen im Rheinland. Wir haben uns mit Andreas Albert, Geschäftsführer Sport des TSV Bad Königshofen, über die bisher erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte unterhalten. 

Hallo Andreas, der TSV Königshofen ist im Halbfinale der Play-offs ausgeschieden. Wie fällt das Fazit zu den drei Spielen gegen Borussia Düsseldorf aus?
Das ist natürlich positiv, weil man sieht, dass wir leistungsmäßig näher an die absoluten Spitzenteams herangerückt sind. Der Heimsieg (3:1) im ersten Spiel am Pfingstmontag kam völlig überraschend. An diesem Tag hat alles gepasst. Die Halle war voll, die Spieler haben am oberen Limit gespielt und wir hatten das nötige Glück, das dazugehört, um zu gewinnen.
Bei den beiden Auswärtsspielen hatte Düsseldorf den längeren Atem und war jeweils der verdiente Sieger. Die Knackpunkte waren Basti Stegers Spiele, als er nach 9:6 gegen Qiu und 9:3 gegen Källberg den Satz noch verlor. Wenn Basti diese Sätze gewonnen hätte, kann es enger zu gehen. Wir haben ein Team, das super zusammenhält und an einem guten Tag jeder anderen TTBL-Mannschaft gefährlich werden kann.

Gänsehaut oder Tränen – wie war deine Gefühlslage nach dem Sieg am Pfingstmontag vor heimischer Kulisse mit ZDF-Moderator Jochen Breyer?
Es kam alles vor. Am Anfang war ich locker, weil ich dachte, wir haben eh keine Chance. Als ich gemerkt habe, dass mehr drin ist, als nur gut spielen, kamen die Gänsehaut und am Ende die Tränen. Jochen Breyer, der neben mir stand, outete sich als TSV-Fan. Er war sehr angetan von der Stimmung und der geilen Sportart.

Der Erfolg in der regulären Saison soll gewürdigt werden, deswegen hatte Borussia Düsseldorf als Tabellenzweiter im dritten und entscheidenden Spiel Heimrecht. Auch wenn es graue Theorie ist, aber wäre vielleicht bei einem neutralen Spielort mehr für den TSV möglich gewesen?
Sicherlich wäre ein neutraler Spielort etwas anders als ein Auswärtsspiel. Auch da wäre Düsseldorf Favorit gewesen. Einen Heimvorteil haben wir nur in unserer Shakehands-Arena. Die TTBL-Ordnung sieht es eben vor, dass der Zweite im dritten Spiel Heimrecht hat.

Was bedeutet der erstmalige Einzug in die Playoffs für den Verein? Erhoffst du dir einen Schub auf allen Ebenen?
Ja, denn der Schub ist in den Medien, bei Sponsoren, bei den Kindern, die ihren Idolen nacheifern wollen, spürbar. Wir müssen das heiße Eisen jetzt schmieden.

Was sind die Gründe für den Erfolg?
Das große Ganze, unsere TSV-Tischtennis-Familie, die im Hintergrund mitwirkt. Unsere Sponsoren und Helfer. Und natürlich die Mannschaft, die sich als Familie fühlt. Nicht zu vergessen, unser Fanclub, die Ping Pong Ultras, die zahlreich zu Auswärtsspielen mitfahren und der Mannschaft mit ihrer lautstarken Unterstützung helfen.

Entschädigt die Playoff-Teilnahme für das Malheur, das es vor der Saison mit dem Wechselfehler bei Jin Ueda gab?
Die Play-off-Teilnahme ist, nachdem Kilian Ort ausgefallen ist und Jin Ueda in der Vorrunde nicht spielen konnte, ein Ergebnis, das nicht zu erwarten war. Wir haben den Wechselfehler damals gleich kommuniziert und unser japanischer Sponsor Shakehands hat gemeint: „Vielleicht lachen wir irgendwann mal über diesen Fehler.“ Im Nachhinein kann man sagen, dass der Wechselfehler vielleicht sogar hilfreich war. Basti Steger, Filip Zeljko und Martin Allegro haben sich zusammengerissen und das Team auch schon in der Vorrunde auf Tuchfühlung zu den Playoff-Plätzen gehalten.

Es entstand in den letzten Tagen ein richtiger Hype, T-Shirts mit „Yes wie KÖN“ wurden gedruckt. Die ersten waren wir wohl ratzfatz weg. Wie viele Leibchen wurden inzwischen verkauft? Wer hatte die Idee zum Shirt?
Die T-Shirts sind toll angekommen. Die ersten 95 waren schnell weg, wir haben deshalb 50 nachbestellt. Die Idee mit dem Shirt kam von mir, die Idee mit „Yes wie KÖN“ kam von einer jungen Dame, die uns mit ihrem Unternehmen auch sponsert. Diesen Slogan habe ich dann gleich umgesetzt, weil ich ihn für super halte.

Der TSV stellt sich in der kommenden Saison professioneller auf. Der Neuzugang Tomasz Kasica soll sich um die Sport- und Markenentwicklung, das Vorantreiben des Shakehands-Centers und das Tagesgeschäft kümmern. Kannst du da etwas mehr ins Detail gehen?
Tomasz ist ein Glücksfall und wird uns unterstützen, denn wir haben immer mehr Aufgaben zu bewältigen. Er ist der ideale Mann und hat alles schon beim FSV Mainz 05 gemacht. Er wird die drei Säulen, den gemeinnützigen TSV, das Shakehands-Center und die TSV Bad Königshofen Tischtennis GmbH, gut miteinander verbinden und harmonieren. Tomasz soll das Ganze zu einer erfolgreichen Geschichte weiterentwickeln. Für die neuen Strukturen in der Jugendarbeit wird er maßgeblich verantwortlich sein. Wichtig ist, dass unsere neue Traininghalle immer ausgelastet ist und gutes Training für alle Leistungsklassen stattfinden kann. Er kann also bei uns überall mitwirken.

„Tomasz soll uns helfen, den nächsten Schritt in der TTBL zu machen“, sagt dein Kollege Matthias Braun. Welcher Schritt ist damit gemeint? Das Erreichen des TTBL-Finals?
Nein, es geht darum, den Namen und die Marke „TSV Tischtennis“ stärken. In der Vermarktung und im Sponsoring gibt es sehr viel Arbeit. Da habe ich teilweise alleine gemacht, da wird er mit sicherlich erfolgreich unter die Ame greifen.

Bei aller Freude gibt es auch eine schlechte Nachricht. Kilian Ort konnte in dieser Saison kein Spiel bestreiten. Wie ist der aktuelle Stand bei seiner Verletzung und wie sehr schmerzte es für ihn, die Spiele nur als Zuschauer verfolgen zu können?
Es ist für ihn schwierig gewesen, dass er nichts zum Erfolg beisteuern konnte. Nicht auszudenken, was möglich gewesen wäre, wenn Kilian in der Form vor seiner Verletzung dabei gewesen wäre. Wer weiß….ich hoffe, dass er in der kommenden Saison wieder dazustoßen kann und unsere Mannschaft verstärkt. Die Narben seiner Bandscheiben-OP sind gut verheilt und er macht Aufbautraining.

Ein guter Unterbau ist auch wichtig, schließlich soll Kilian Ort nicht der einzige TTBL-Spieler aus dem eigenen Stall bleiben. Beim Team 2 in der Regionalliga gibt es einen gehören Umbruch. Christoph Schüller, Maximilian Dreher und Max Keller verlassen den Verein. Wie sieht der Kader für die kommende Saison aus?
Richtig, Christoph Schüller, der seit 2003 für uns spielt, will eine Familie gründen und wir verstehen, dass ihm die Fahrerei von Wien irgendwann zu viel wurde. Wir freuen uns, dass er uns so viele Jahre uns die Treue gehalten hat. Er war zusammen mit Kilian maßgeblich 2013 für den Aufstieg in die 2. Bundesliga verantwortlich und durfte auch einmal (Anmerkung: 18. Februar 2018 gegen TTC Schwalbe Bergneustadt) in der TTBL spielen. Christoph wird im Herzen immer Bad Könighofener bleiben und eines Tages wieder zurückkommen in unseren Verein. Aber zunächst geht es um seine Familie, er ist auch beruflich sehr eingespannt, weshalb er lieber in Wien spielt. Maxi Dreher möchte gerne einmal in einem anderen Verein spielen, er wechselt zur SV DJK Eggolsheim. Max Keller ist jetzt mit der Schule fertig und spielt künftig für seinen Heimatverein TSV Unterlauter.
Der Kader für die kommende Saison sieht wie folgt aus: Wir planen mit Hermann Mühlbach (TTC SR Hohenstein-Ernstthal), eventuell auch mit Spielern aus der Ersten. Ein junger Brasilianer wird bei uns spielen. Ein ganz junger Tscheche namens Filip Vondracek, der in seinem Heimatland in der zweiten Liga gespielt hat, will sein Deutsch verbessern und wird deshalb ein Jahr bei uns sein. Jakob Schäfer ist unser Eigengewächs, danach folgen die weiteren Eigengewächse Alexander Krebs und Kazuto Itagaki, der jetzt Nationalspieler im Schülerbereich ist. Der Ukrainer Volodymyr Nevizhyn ist seit zwei Jahren dabei und kann auch höherklassiger für unseren Verein spielen. Ein, zwei Japaner wie Koyo Iwabuchi aus der Trainingsgruppe haben wir auch noch in der Hinterhand. Die Regionalliga passt ganz gut in unserem Gebilde, da die dritte Mannschaft in der Verbandsoberliga spielt.

Albert saß ganz vorne im Bus auf dem Weg zum Playoff-Rückspiel nach Düsseldorf. Fotos: TSV-Facebook
150-mal bisher verkauft: Das T-Shirt „Yes we KÖN“

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