Am Wochenende schaute er sich noch das Pokal-Final Four in Neu-Ulm an, in Kürze steigt Josef Merk (80) in den Flieger nach Oman. Der ehemalige Bundesligaspieler des Post SV Augsburg ist seit 1973 Abteilungsleiter der SpVgg Westheim und sieht sich bei der WM als „Frischfleisch", weshalb er nicht ans Aufhören denkt, wie er dem BTTV im Interview verrät.
Hallo Herr Merk, Sie fliegen bald in den Oman zur Senioren-WM. Warum haben Sie sich trotz der großen Entfernung entschieden, an der WM teilzunehmen?
Merk: Ich reise deshalb gerne zur Senioren-WM in den Oman, weil sie ein Highlight im Seniorensport ist, bei dem rund 1200 „Tischtennisverrückte“ aus aller Welt auf einem Fleck zusammenkommen. Außerdem reizt mich auch der Oman als ein mir noch unbekanntes Reiseland.
Die WM steigt vom 15. bis 21. Januar. Wann fliegen Sie hin und wieder zurück?
Merk: Ich fliege am 13. Januar abends in München ab, komme nach sechs Stunden Flug morgens an (Zeitunterschied: plus drei Stunden) und kehre erst zehn Tage nach Beendigung der Wettkämpfe am 31. Januar heim.
Mit welchen Erwartungen an die WM an sich und die Gegebenheiten vor Ort fliegen Sie dorthin?
Merk: Ach, gute Rahmenbedingungen unterstelle ich. Da dort gerade Winter ist, dürften die klimatischen Verhältnisse angenehm sein. Ansonsten bin ich gespannt, inwieweit man dort noch orientalisches Flair verspürt. Dank der guten Englischkenntnisse meiner Begleitperson und der Unterstützung durch Google Maps sollte die Orientierung zu schaffen sein.
Land und Leute werden nicht zu kurz kommen, aber der sportliche Ehrgeiz ist auch mit Gepäck. Wie ist dieses „Gepäckstück“ genau definiert?
Merk: Wenn ich die Teilnehmerliste anschaue, sehe ich unter den 80 Startern in meiner Altersklasse neben den so starken Spielern aus Deutschland wie Siegfried Lemke (Europameister), Wolfgang Schmidt und Dimitrije Bilic auch fünf bekanntermaßen gute Japaner, sodass die Trauben für mich sehr hoch hängen. Im Doppel oder Einzel erstmals bei einer WM aufs Treppchen zu kommen, wäre natürlich genial.
Im September sind Sie 80 geworden, zuvor haben Sie die EM in Rimini verletzungsbedingt verpasst. Sind Sie fit für die WM?
Merk: Hoffentlich! Nach der DM musste ich drei Monate pausieren, trainiere wieder normal und habe die Verletzung (Riss des kleinen Brustmuskels) vollends auskuriert.
Stichwort Verletzung: Bei den Deutschen Meisterschaften in Völklingen haben Sie im Einzel den Titel geholt, obwohl Sie Schmerzen im Brustmuskelbereich hatten…
Merk: Ja, dies war eine Leidensgeschichte mit Happy End! Los ging es im Halbfinal-Doppel mit einem plötzlichen Stichschmerz im Brustmuskelbereich, sodass ich nur noch eingeschränkt meine Vorhand einsetzen konnte. Der Finaleinzug mit meinem Partner Peter Kapitza ist mir zwar noch gelungen, doch im Finale war ich überfordert. Ibuprofen, Kältespray und Einreiben durch die Turniersanitäter sollten mir noch die folgenden Einzelspiele ermöglichen. Statt vernünftigerweise aufzugeben, konnte ich im Halbfinale trotz des Handicaps überraschenderweise mithalten und sogar ins Finale einziehen. Dass ich dann noch fast nur dank Rückhandeinsatz gegen den Überraschungsfinalisten Lothar Schwesig im dritten Satz mit 20:18 den Sack zumachen konnte, grenzte für mich an ein Wunder.
In der AK80 treten Sie inzwischen an, sind also dort einer der Jüngsten. Ein Vorteil für Sie oder macht die 5-Jahres-Spanne nichts aus?
Merk: Richtig! Ich gelte quasi, um in der Seniorensprache zu sprechen, als „Frischfleisch“. Dies ist zweifellos vorteilhaft; denn jedes Jahr kommen gute Spieler nach und man merkt mit zunehmendem Alter jedes Jahr.
Das Doppel spielen Sie mit Hermann Derler (81) aus Österreich. Ist das deutsch-österreichische Freundschaft?
Merk: Ja, dies kann man so sagen. Hermann ist Österreichischer Meister, lebt aber in Oberbayern (Anmerkung: spielt seit 1. Januar für den TSV Haar), sodass wir uns schon öfter spannende Matches geliefert haben. Hinzu kommt, dass mir im Doppel ein Linkshänder als Partner besonders gut liegt.
Alle Teilnehmer werden ausreichend Freizeit haben. Welche Sehenswürdigkeiten haben Sie geplant, sich anzuschauen?
Merk: Die Sehenswürdigkeiten von Muscat, wie z. B. die größte Moschee des Sultanats und den Souk von Mutrah, werde ich ausführlich erkunden. Und anschließend werde ich noch gemeinsam mit einer meiner Töchter individuell mit einem Allradfahrzeug das Land bereisen.
Die Fußballer haben auf dem Weg nach Katar im Oman einen Zwischenstopp für ein Testspiel, zugleich WM-Generalprobe, eingelegt. Der Oman und Katar sind sich sehr ähnlich hinsichtlich Frauenrechten und dem Umgang spezieller Gruppen, z.B. Schwule. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Merk: Ich glaube, soweit ich es bei meinen vorbereitenden Gesprächen und Lektüren zur Kenntnis nehmen konnte, dass die Verhältnisse im Oman wesentlich liberaler und sozialer sind als im Katar. Erst nach der Rückkehr werde ich mir hierzu wohl eine eigene Meinung bilden können.
Ein Schwenk nach Bayern: Bis zu den Bayerischen Meisterschaften ist es auch nicht mehr lange hin, Anfang Februar geht es in Dillingen um Medaillen. Dreimal standen Sie im vergangenen Jahr auf dem Treppchen, d.h. zweimal Zweiter im Einzel und Doppel sowie Dritter im Mixed der AK 80. Die Messlatte liegt also hoch…
Merk: Ich hoffe natürlich, dass ich gesund vom Oman zurückkomme. Dillingen ist für mich als bayerischer Schwabe ein gutes Pflaster. Denn hier wurde ich im Jahr 2018 erstmals Deutscher Meister im Einzel der AK 75. Das Abschneiden dürfte auch davon abhängen, ob bzw. wie sehr wir 80er mit jüngeren Altersklassen vermischt werden.
Ihr aktueller Q-TTR liegt bei 1521 und Sie sind immer noch in der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga aktiv. Gilt für Sie das Motto „wer rastet, der rostet“?
Merk: Interessanterweise ist mein aktueller Q-TTR-Wert genau gleich wie bei der Ersterfassung vor 17 Jahren. Eigentlich super! Doch weniger lustig ist, dass ich vom zwischenzeitlichen Hoch mit 1700 Punkten langsam, aber sicher mit fortschreitendem Alter abstürze. Dies versuche ich durch regelmäßiges Fitnesstraining noch etwas hinauszuzögern.
Einmal spielten sie zuletzt sogar in der 1. Mannschaft in der Verbandsliga mit. Mit 80 in der Verbandsliga, das ist doch eine Ansage. Wie kam es dazu?
Merk: Natürlich habe ich in der Verbandsliga nichts mehr verloren. Doch da Not am Mann war, bin ich halt eingesprungen. Dass ich dabei noch im Doppel gewonnen und dadurch ein Unentschieden gerettet habe, hat uns alle gefreut.
Letzte Frage: Wann legt Josef Merk den Schläger zur Seite? Wenn er einen Gehstock braucht?
Merk: Momentan denke ich noch nicht daran. Ich betrachte es als Geschenk, mit Jung und Alt noch gemeinsam Sport betreiben zu können. Eine Lebensweisheit besagt: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen“. Und diese möchte ich in der Tischtennisszene nicht missen.