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TT-Zentrum München   Corona  

"Mir tut es Leid für alle anderen Spieler"

Interview mit Verbandstrainerin Krisztina Toth / Vier neue Talente für das LZ München

Das Verbandstrainerteam des BTTV mit, von links: Cornel Borsos, Krisztina Toth, Dustin Gesinghaus und Manuel Hoffmann (Foto: Aliyah Steinecke)

Die Behörden in Bayern haben dem Leistungssport den Vorrang gegeben: Seit dem 11. Mai dürfen Kaderathleten unter strengen Auflagen wieder ein Training absolvieren. Für den BTTV, den Nachwuchs im Landeskader und für das Verbandstrainerteam war das eine gute Nachricht. Krisztina Toth und ihr Team haben einen Plan ausgearbeitet, wie jeder Kaderspieler unterstützt werden kann. Im Interview spricht die siebenfache Europameisterin und fünfmalige Olympia-Teilnehmerin über die momentanen Trainingsmöglichkeiten, die strengen Vorschriften und über den erfreulichen Zuwachs für das LZ München ab September. 

Seit dem 11. Mai dürfen die Spielerinnen und Spieler der Landeskader 1 und 2 wieder trainieren – in Kleingruppen und unter strengen Auflagen. Für euch eine tolle Nachricht.
Krisztina Toth:
Ja, unsere Kaderspieler und auch die Trainer haben sich natürlich riesig gefreut. Ich muss aber ehrlicherweise sagen: Mir tut es richtig Leid, dass alle anderen Aktiven, also Ziel-, Stützpunkt- und Vereinsspieler, noch nicht trainieren können. Ich würde begrüßen, wenn alle – unter den gebotenen Auflagen – in die Halle dürften.

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Wie liefen denn die ersten Einheiten?
Toth:
Ich bin überrascht, wie positiv und mit welch gesunder Motivation die Spieler rangegangen sind. Alle akzeptieren die Situation und verstehen auch, wie kompliziert es momentan für uns als Verband ist, ein flächendeckendes Kadertraining in Kleingruppen zu gewährleisten. Wir, die Verbandstrainer Cornel Borsos, Manuel Hoffmann, Dustin Gesinghaus, ich sowie weitere BTTV-Trainer versuchen zumindest, jedem Kaderspieler zwei Trainingseinheiten pro Woche zu ermöglichen, die Mitglieder des Leistungszentrums in München haben aufgrund des Standorts in Milbertshofen noch weitere Optionen. Da bin ich sehr stolz auf das Trainerteam, das wir das hinbekommen unter den Bedingungen.

Wie läuft so ein Training momentan unter den strengen Regelungen ab?
Toth:
Also wir sind inklusive Trainer maximal zu fünft in der Halle. Alle kommen und gehen mit Mund-Nasen-Schutz, der Trainer behält diesen auch auf, sofern er nicht mittrainiert. Wir kriegen vorher eine Teilnehmerliste zugeschickt, die dann vor Ort von einer Person überprüft wird. Alle müssen ihren Ausweis zeigen. Dann wird die Halle aufgesperrt und nach unserem Eintritt sofort wieder geschlossen. Wir dürfen auch nur die Halle und die Toiletten nutzen, alle anderen Räume sind zu – auch die Duschen. Die Spieler kommen und gehen in ihren Trainingsanzügen. Vor dem Training werden die Bälle und die Tische gründlich desinfiziert. Generell wird auf Abstand geachtet. Was ein bisschen anstrengend ist, dass alle gleichzeitig die Halle wieder verlassen müssen. Das heißt, wenn einer noch Stretching macht, müssen die anderen auf denjenigen warten. Aber das ist alles kein Problem.

Wie fit sind die Spieler nach der langen TT-freien Zeit?
Toth:
Ich kann vor allem für die Spieler aus dem LZ München sprechen. Der Fitnesszustand ist sehr gut, ein Sebastian Hegenberger hat mehrere Kilo abgenommen, ein Daniel Rinderer ist topfit. Die Trainer übrigens auch nach soviel Radfahren und Laufen in der letzten Zeit. Jetzt gilt es, dosiert wieder mit dem Tischtennis zu beginnen. Zu viel und zu schnell wäre auch nicht gut, das könnte Verletzungen hervorrufen. Teilweise ist das spielerisch schon richtig gut; manche spielen, als wenn sie gar keine lange Pause gemacht hätten.

Der Saisonhöhepunkt, die Jugend-EM, wurde verschoben, die Deutschen Meisterschaften Jugend 15 und 18 fallen aus. Wie motivieren sich die Nachwuchsasse?
Toth:
Nach so einer langen Phase ohne Tischtennis ist das kein Problem. Jetzt haben sie einfach große Lust aufs Spielen. Aber es stimmt, der eine oder andere wird vielleicht noch in ein Loch fallen, wenn die Leistung schwankt, und sich fragen: Für was trainiere ich eigentlich? Da müssen wir als Trainer aufpassen und versuchen, Perspektiven aufzuzeigen.

Die Mitglieder des LZ München und weitere Kaderspieler habt ihr in der TT-freien Zeit „online“ getroffen. Wie lief das ab, was habt ihr gemacht?
Toth:
Einmal pro Woche hatten wir ein einstündiges Cyber-Tabata-Training mit Kraft- und Stabilitätsübungen. Dazu haben wir den Spielern Aufgaben für den Kopf gegeben. Sie mussten auf der Lehr-Lern-Plattform Edubreak, die normalerweise für die Trainer-Ausbildung genutzt wird, Aufgaben lösen, zum Beispiel ein Match analysieren, Trainingspläne erstellen, sich mit Mentaltraining auseinandersetzen. Sie sollten zum Beispiel detailgenau Match-Situationen beschreiben, in denen sie sich nicht wohlfühlen, etwa wenn bei knappen Spielständen der Aufschlag zu lang rausrutscht.

Zum kommenden Schuljahr wird das LZ München erneut wachsen. Weitere vier Spieler kommen in die Landeshauptstadt, Max Dreher, Jakob Schäfer, Luna Brüller und Lea-Marie Schultz.
Toth:
Ich freue mich sehr, dass wir erneut Zuwachs kriegen. Vor allem freut mich, dass mit Luna und Lea-Marie erstmals zwei Mädels den Schritt wagen. Sie sind wie Max Keller, Lorenz Schäfer und Leo Ruffing Jahrgang 2005, insofern passt das sehr gut. Dass es zwei Mädels sind, ist auch einfacher, sie können sich im Haus der Athleten (HdA) ein Zimmer teilen.

Die Organisation für das LZ wird ab September noch komplizierter, oder?
Toth:
Das stimmt, vor allem in der Corona-Zeit, wo vielleicht länger nur in Kleingruppen trainiert werden kann. Eine eigene Halle brauchen wir dringender denn je. Wir sind dann insgesamt 15 Spieler und werden uns aufteilen müssen. Den Spielern werden auch die Trainer fester zugeordnet. Sebastian Hegenberger scheidet aus dem HdA aus, er macht beim BTTV seinen Bundesfreiwilligendienst, wird aber dem U-21-Kader zusammen mit Daniel Rinderer und Nico Longhino angehören. Die beiden sind zwar schon 18, gehen aber noch zur Schule und haben so die Möglichkeit auf einen Platz im HdA.

Neue Normalität: Kaderspielerin Lillia-Sara Popp (SB Versbach) desinfiziert vor dem Training den Tisch (Foto: Cornel Borsos)

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