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Personal/Hintergrund  

Philipp Wohlfart war als Volunteer bei der Tischtennis-EM im Dauereinsatz

Alle Spiele in der Halle mitverfolgt/Jugendsprecher im Bezirk Unterfranken-Nord

Philipp Wohlfart hat als Volunteer alle Spiele der Tischtennis-EM verfolgen können. Foto: Jürgen Renner

Neun Europameisterschaften unter einem Dach, darunter Tischtennis und dann noch in Deutschland. Besser geht es eigentlich nicht. Mir war bereits Anfang des vergangenen Jahres klar, dass ich auf jeden Fall das ein oder andere Spiel live in der altehrwürdigen Rudi-Sedlmayer-Halle als Zuschauer verfolgen möchte. Anfangs dachte ich vielleicht an einen oder zwei Tage, am Ende wurden daraus gar neun. Wie es dazu kam?

Volunteers gesucht!
Im Sommer 2021 wurde ich über Social Media auf einen Aufruf der Veranstalter der European Championships aufmerksam. Gesucht wurden Volunteers. Also freiwillige Helfer, die dazu beitragen, dass so eine große Sportveranstaltung reibungslos über die Bühne gehen kann. Ich habe sowas zuvor noch nie gemacht, demzufolge wusste ich nicht so richtig, was mich dort erwarten würde. Die Neugier war aber so groß. Als Sportbegeisterter dachte ich mir also, da machst du mit und bewarb mich gleich für meinen Lieblingssport – Tischtennis.  Insgesamt wurden sportartübergreifend rund 6.000 Volunteers gesucht. Als ich erfuhr, dass über 13.000 Bewerbungen eingegangen waren, rechnete ich mir nicht allzu große Chancen aus. Doch dann: Die Bestätigung. Ich hatte es geschafft und durfte beim größten Multisport-Event Deutschlands seit Olympia 1972 mitwirken. Was dann noch folgte, bevor es so richtig los ging, waren ein paar Online-Module, die mich mit dem Veranstaltungsort und meinen Aufgaben vor Ort vertraut machen sollten. Eine Vor-Ort-Einführung am Tag vor meiner ersten Schicht rundete das Ganze ab. Meinem Einsatz stand nichts mehr im Wege.

Viele neue Einblicke erhalten
Meine Motivation? Ganz einfach. Ich wollte auch mal aus der Zuschauerrolle herausschlüpfen und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Ich war als Media-Volunteer in der Rudi-Sedlmayer-Halle eingeteilt. Mein Aufgabenfeld war ebenso abwechslungsreich wie interessant. Im Media Centre und auf der Media Tribune stand ich den Journalisten und Fotografen mit Rat und Tat zur Seite. Ich stellte sicher, dass die Athleten auch in der Mixed Zone ankamen und half – gerade in den Anfangstagen – den selbigen auch, wenn sie sich mal „verirrt“ hatten. Gerade die Arbeit in der Mixed Zone war beeindruckend. Die europäische Elite des Tischtennissports so hautnah zu erleben, während sie gerade Interviews gaben, war phänomenal.

Da liegt etwas in der Luft
Wer zum Zeitpunkt der European Championships in München war, dürfte es sicherlich bemerkt haben. Es war ein ganz besonderes Gefühl. Ein Gefühl der Völkerverständigung, ein Gefühl von kleinen Olympischen Spielen, das sich, vom Olympiapark ausgehend, über ganz München verbreitete. Als Volunteer war dieses Gefühl noch stärker, da man hautnah dabei war. Unter den freiwilligen Helfern herrschte ein familiärer Kontakt. Man kannte sich vorher zwar meist nicht, aber der Sport war ganz nebenbei mal wieder als Brückenbauer tätig.

Magische Momente – nicht nur beim Tischtennis
Zwar war ich als Volunteer „nur“ beim Tischtennis eingeteilt, konnte außerhalb meiner Dienstzeiten aber auch die anderen Sportarten live vor Ort verfolgen. Ein magischer Abend war gewiss der Dienstag, 16. August 2022. Niklas Kaul lief in Bestzeit die 1.500 Meter und holte noch Gold im Zehnkampf, wenige Minuten später kürte sich Gina Lückenkemper in einem Herzschlagfinale über die 100 Meter zur besten Sprinterin Europas. Das Olympiastadion bebte. Und da war es wieder, dieses besondere Gefühl, das über der Sportstätte lag.  
Auch beim Tischtennis gab es solche Wow-Momente für mich. So zum Beispiel bei Timo Bolls Erstrundenmatch gegen den jungen Polen Samuel Kulczycki. Nach 1:3-Satzrückstand und einem Spielstand von 3:7 gegen den Deutschen, war Timo in meinen Augen stehend k. o. Die Halle aber gab nicht auf, feuerte ihn unermüdlich an und pushte ihn letztendlich sogar noch zu Sieg. Wahnsinn!

Viele neue Freundschaften entstanden
Sport verbindet. In meiner Zeit als Volunteer arbeitete ich mit verschiedenen Personen aus verschiedenen Ländern (z. B. Indien, Griechenland, Italien, China, Japan, Südkorea) zusammen. Mit dem ein oder anderen Volunteer sind in dieser kurzen Zeit sogar Freundschaften entstanden. Es fühlte sich irgendwie so an, als kenne man sich schon ewig. Da fiel der Abschied schwer. Die ein oder andere Träne blieb am Ende auch nicht aus.

Olympia 2024 als Volunteer?
Das nächste Multisport-Event in der Nähe lässt nicht lange auf sich warten. Paris steht in den Startlöchern und gesucht werden sicherlich wieder Volunteers. Ob ich dann auch wieder dabei sein werde? Nach den Erlebnissen in München - nicht unwahrscheinlich. Zumindest werde ich mich bewerben und hoffen, dass ich genommen werde.

Fazit: Volunteer zu sein ist ein einmaliges Erlebnis und gleichzeitig auch ein Privileg. Ich kann jedem nur empfehlen, diese Erfahrung mal gemacht zu haben. Und wer weiß, vielleicht zieht es ja den einen oder anderen Leser dieses Textes auch nach Paris. 

Zur Person

Philipp Wohlfart ist seit Oktober 2019 Jugendsprecher im Bezirk Unterfranken-Nord und hat Anfang 2020 die C-Lizenz gemacht. Der 18-Jährige ist beim Heimatverein Burglauer (zwischen Bad Kissingen und Bad Neustadt) aktiv. In der kommenden Saison spielt er bei der Jugend 19 in der Landesliga Nordnordwest, nachdem sein Verein vergangene Saison verlustpunkfrei Meister der Jungen 18 in der Bezirksliga geworden ist.

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