Das Wort Leidenschaft zu verwenden, wäre bei ihm fast untertrieben: Peter Schillinger, der in Senden bei Neu-Ulm wohnt und für den TSV Herrlingen in Baden-Württemberg spielt, lebt Tischtennis durch und durch.
Bis heute hat er es auf 1563 Einzel gebracht – wohlgemerkt nur in diesem Jahr. Neben den Punktspielen in der Landesklasse im TTBW spielt Schillinger Race-Turniere in beiden Verbänden. Viele Race-Turniere. Auf mehr als 240 Turniere in dieser Spielzeit bringt er es – etwa pari-pari verteilt in Bayern und Baden-Württemberg. Der 51-Jährige lebt in Senden bei Neu-Ulm, im Grenzgebiet, und von dort aus zieht Schillinger los zu den Tischtennishallen.
Eine Erdumrundung im Jahr im Auto
Der Kilometerstand seines Autos zeigt in diesem Jahr schon über 40.000 an – das ist in etwa so viel wie einmal um den Erdball herum. Der Großteil der Kilometer geht für Tischtennis drauf – für Training, Punktspiele und vor allem für Race-Turniere.
Führend in den Race-Wertungen in Bayern und Baden-Württemberg
Sowohl in Bayern als auch in Baden-Württemberg führt Peter Schillinger die Punkterangliste und die Teilnehmerrangliste an. „Mir macht das einfach unheimlich Spaß. Die Wertungen und TTR-Punkte sind für mich Nebensache. Wenn ich rein auf die Punkte schauen würde, müsste ich weniger spielen“, sagt der Vielspieler.
Coronazeit war ein „Glücksfall“
Nach Corona hat sein Race-Fieber noch einmal zugenommen. Schillinger war früher nicht wirklich fit. „Wenn es 1:1 in Sätzen stand und ich den dritten Satz verloren hatte, habe ich mir schon gedacht, dass ich keine Kraft mehr habe. Und ich hätte maximal ein Race durchgehalten.“ Corona änderte vieles zum Positiven. Schillinger stellte seine Ernährung um, fing an zu joggen – teilweise bis zu 20 km am Stück – und nahm 25 Kilo ab. Bis heute hält er sein Gewicht. „Ich merkte, dass ich fitter werde und länger Tischtennis spielen kann und auch mehr Reserven habe. Heute kann ich fünf Sätze lang Vollgas geben. Und ich weiß, dass ich nicht nachlasse.“
„Jedes Spiel bringt mich weiter“
Auch seiner spielerischen Entwicklung tun die Races gut. Die unterschiedlichen Gegner und Spielsysteme: Im Race-Zirkus ist er meist Favorit, sein TTR-Höchstwert lag bei 1774. „Jedes Spiel bringt mich weiter, und man muss sich trotzdem immer neu beweisen. Oft sind die Punkte auch nicht so aussagekräftig. Ich entwickle viel Routine und bin in den Spielen auch immer unter Druck. Das bin ich aber gewohnt, und das hilft mir dann in den Matches.“ Ein häufiger Gegner Schillingers ist auch der Erdinger Ingo Bettges, der in Bayern Stammgast bei Race-Turnieren und den Finals ist. Quasi zwei Brüder im Geiste.
Kinder spielen ebenfalls Tischtennis
War die Motivation für Tischtennis durchgehend vorhanden? Schillinger: „Es gab mal eine Phase, da hatte ich wenig Lust. Tischtennis hat mir im Leben so viel gegeben, diese Liebe wollte ich nicht betrügen, und ich habe weitergespielt. Nach dem halben Jahr kam die Freude wieder.“
Und wie koordiniert Schillinger sein Hobby mit Familie und Arbeit? „Ich habe einen normalen Bürojob, und manchmal spreche ich mit meinem Chef ab, dass ich eine Stunde früher gehen kann“, erzählt er. Seine Kinder spielen ebenfalls Tischtennis. Die Söhne konzentrieren sich auf die Mannschaft, seine Tochter nimmt Schillinger schon mal mit zu einem Turnier. „Meine Frau arbeitet im Pflegebereich im Schichtdienst, sodass sich das gut ausgeht. Wenn sie am Abend arbeiten muss, spiele ich Tischtennis.“
„Kämpfen kann man immer“
Peter Schillinger ist am Tisch sehr emotional – aber authentisch, wie er sagt, nicht aufgesetzt. „Ich pushe mich schon, das ist in mir drin.“ Hin und wieder hilft er auch im Jugendtraining aus. „Von meiner Technik sollte man sich nicht so viel abschauen. Aber – und das soll kein Eigenlob sein – wenn Kinder etwas von mir lernen könnten, dann wäre es, nie aufzugeben, egal, wie aussichtslos es sein mag. Denn kämpfen kann man immer.“
Beim Race-Finale in Ruhpolding dabei – aber nicht als Spieler
Als im TTBW spielberechtigter Akteur darf Schillinger nur das BaWü-Finale am 2. November mitspielen. Für das Bundesfinale „Series Finals“ Ende Januar in Grenzau ist er bereits qualifiziert, weil im Nachbarland die Führenden der Ranglisten auf jeden Fall dabei sind. „Das nimmt mir gehörig Druck.“ Beim letzten Bundesfinale am Bodensee wurde Schillinger Achter und war damit sehr zufrieden. Nicht erlaubt ist seine Teilnahme am bayerischen Race-Finale in Ruhpolding am 15. November. Doch Stefan Albarez, ebenfalls ein Race-Enthusiast, hat seinen Kumpel eingeladen, ihn nach Ruhpolding zu begleiten. Das Turnier wird Schillinger nicht mitspielen, aber am Telefon kündigt er schon an: „Meinen Schläger habe ich natürlich dabei.“






















