Das erste Jahr der neu geschaffenen Turnierserie des BTTV und das erste Finale sind Vergangenheit - wie sieht die Bilanz aus Sicht des Verbands aus?
Claus Wagner:
Wir wollten den Vereinen und den Aktiven ein neues Sportangebot präsentieren, das deren Interesse am Tischtennis und vor allem am Einzelsport neu belebt. Das Modell dieser Turniere mit dem speziellen Austragungssystem hat großen Anklang bei allen Sportlern gefunden, die wir erreichen konnten. Auch für unsere Werbepartner, ohne deren Unterstützung die Einführung der Turnierserie nicht möglich gewesen wäre, war dies eine sehr attraktive Maßnahme, wie uns von allen Seiten bestätigt wurde. Zuletzt durften wir uns darüber freuen, dass unsere Turnierserie und vor allem auch das herausragende Finale in Ruhpolding bei den Medien große Aufmerksamkeit geweckt hat. Berichte von drei Fernsehanstalten über ein Ereignis außerhalb des Hochleistungssports, das hat es im Tischtennis bisher noch nicht gegeben.
Insgesamt dürfen wir im Präsidium des BTTV also hoch zufrieden sein über den erfolgreichen Einstieg in diese Aktion. Der erste Versuch zur Initiierung neuer Ideen mit dem Ziel einer zusätzlichen Belebung für unseren Sport ist ausgezeichnet gelungen.
Gunther Czepera:
Viele Untergliederungen berichten seit längerer Zeit über immer wieder rückläufige Zahlen bei Meisterschaften und Ranglistenturnieren. Wir wollten gezielt eine Alternative zum bisherigen Turniergeschehen anbieten - ein neues Format mit einer Serie, mit zeitlich kalkulierbaren Einzelveranstaltungen und einem attraktiven Spielsystem. Die Akzeptanz bei den Spielern zeigt, dass auch Sportverbände sich den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen müssen - hier sind Innovationskraft und Kreativität gefragt. Da die Erweiterung des BTTV-Sportangebots von allen Teilnehmern als sehr positiv aufgenommen wurde, können wir durchaus von einem großen Erfolg sprechen.
Gibt es auch Kritikpunkte oder Verbesserungspotenzial?
Claus Wagner:
Natürlich gab es auch Kritik, weil sich im Verlauf der Turnierserie einige Probleme zeigten, die erst in der praktischen Umsetzung erkennbar waren; alles andere wäre unnormal. Was die kritischen Anmerkungen der Teilnehmer zu organisatorischen Stolpersteinen betrifft, so werden wir jetzt alles daran setzen, die meist konstruktiven Anregungen und Hinweise aufzugreifen und so die organisatorische Abwicklung zu optimieren. Wir müssen uns aber auch selbstkritisch fragen, warum es uns nicht gelungen ist, unser Angebot flächendeckend in Bayern bekannt zu machen. Es muss unser Ziel sein, durch intensive (und persönliche) Informationen in ganz Bayern das Interesse und die Neugier aller Tischtennisspieler zu wecken. Wer erst einmal mitgemacht hat, der ist rasch überzeugt - darüber bin ich mir nach den diesjährigen Erfahrungen sicher.
Gunther Czepera:
Wie bei allen Neuerungen gab es auch Skepsis und Kritik: "Die Turnierserie nimmt den übrigen offenen Turnieren die Teilnehmer weg" oder "Offizielle Turniere müssen vor der Serie geschützt werden". Ein neues Sportangebot steht selbstverständlich in "Konkurrenz" zu den bisherigen Veranstaltungen, aber es ist gerade der Vergleich, der für eine Bewertung nötig ist. Da wir mittlerweile wissen, dass es sich um größtenteils ergänzende und nicht konkurrierende Angebote handelt, sind die genannten Befürchtungen widerlegt. Aufgabe des Verbands ist es, Angebote für die Aktiven zu machen, die angenommen werden - hier gilt es die besten zu finden.
Im Großen und Ganzen lief die Serie planmäßig - im Detail müssen noch geringfügige Verbesserungen beim Anmeldeverfahren, bei eventuellen Absagen und bei der Anzeige der Ergebnisse vorgenommen werden; dies wird derzeit programmiert. Weil die Serie TTR-relevant ist (womit übrigens die große Mehrheit der Spieler überhaupt kein Problem hat), müssen wir einen fairen Ablauf garantieren. Manipulationsvorwürfen muss nachgegangen und begegnet werden und dies werden wir technisch und rechtlich in Angriff nehmen.
Thema Angebote - ist die Turnierserie das einzige Novum oder plant der BTTV weitere Änderungen?
Claus Wagner:
Wir haben vor acht Jahren im BTTV einen Leitbildprozess in Gang gesetzt. Dabei wurden viele Ideen entwickelt, die in der Turnierserie eine weitere praktische Anwendung gefunden hat. Eine stärkere Anbindung an die Bedürfnisse der Aktiven wurde hier ebenso verwirklicht wie die Idee von zielgruppenspezifischen Angeboten. Auch die intensive Kooperation mit Partnern und Sponsoren sowie der Versuch einer Aufwertung unserer Sportart durch ein verstärktes Medieninteresse war nach dem damals ebenfalls gelungenen U-Bahn-Event ein weiterer Schritt in Richtung der gesetzten Ziele. Weitere Maßnahmen und Aktivitäten müssen folgen - und werden es auch.
Gunther Czepera:
Der Einzelsport ist einer der Schwerpunkte im Vorstand Sport. Das Gremium setzt sich auch mit neuen Spielformen bei Ranglistenturnieren und Meisterschaften auseinander, was an den Weiterentwicklungen der entsprechenden Durchführungsbestimmungen zu sehen ist. Wir sehen viele einzelne Möglichkeiten, Verbesserungen einzuführen und wollen dies in einem Gesamtkonzept bündeln. Eine Grundlage, die wir uns für die zukünftige Arbeit erhofft haben, war die altersbezogene Spielberechtigung, mit der Jugendliche und Senioren im Mannschaftsspielbetrieb der Erwachsenen bzw. Senioren auch für einen anderen Verein hätten spielen dürfen. Leider ist der Antrag des BTTV an den DTTB-Bundestag knapp gescheitert, aber weil wir diese Erweiterung als sinnvoll erachten, treten wir weiter für deren Umsetzung ein.
Wie sehen denn die nächsten konkreten Schritte aus?
Claus Wagner:
Zunächst einmal geht die Turnierserie ins zweite Jahr; Startschuss ist wie im Vorjahr das Umfeld der Bayerischen Meisterschaften. Die Verträge sind unterzeichnet, die bisherigen Partner sind weiterhin im Boot; neue Partner gesellen sich dazu. Nach bewährtem Muster findet das Finale wieder im November in Ruhpolding statt und es gibt wiederum sehr attraktive Preise. Unser Ziel ist nun eine weitere Steigerung sowohl der Zahl von Vereinen, die ein oder mehr Turniere anbieten als auch der Zahl der Teilnehmer. Vor allem möchten wir eine Flächendeckung in ganz Bayern erreichen - und daran müssen wir arbeiten. Dass inzwischen auch andere Landesverbände im DTTB auf unser Angebot schielen und unser Know-How haben möchten, lässt auch eine bundesweite Ausweitung als möglich erscheinen.
Es gibt noch zahlreiche weitere Ideen für attraktive Angebote an die Aktiven; ich denke da z.B. an den Mannschaftsspielbetrieb der Senioren oder auch an Mädchen- und Frauensport, der Belebung dringend nötig hat. Wegen der Heterogenität unserer Untergliederungen - die bayernweit 63 Kreise haben sich völlig individuell entwickelt - sind flächendeckende Maßnahmen schwierig umzusetzen. Aus diesem Grund denken wir zur Förderung wichtiger Aktivitäten und zur Erleichterung von deren Einführung über eine strukturelle Veränderung in der Organisation unseres Verbands intensiv nach. Wir sehen diese Strukturreform als begleitende Maßnahme auf dem Weg zu neuen Angeboten und zur Verwirklichung unserer Ziele.
Gunther Czepera:
Der Sportbereich wird sich weiter mit möglichen Angeboten beschäftigen - nächstmalig bei der Sitzung des Vorstands Sport im Januar. Die Turnierserie ist wichtiger Bestandteil eines Gesamtpaketes, weshalb wir uns eine erfolgreiche Fortsetzung wünschen und daran arbeiten. Der Start der zweiten Saison ist das Kick-Off-Turnier am 16.1.2015 im Rahmen der BEM in Ingolstadt, über das aber noch gezielt informiert wird. Aber auch die übrigen Veranstaltungen sollen für Spieler, Zuschauer und Medien attraktiv sein. Nach der Reduzierung der Teilnehmerzahl der "Bayerischen" und die langfristige Vergabe der Meisterschaften an einen Ort konnte in Kombination mit der Turnierserie auch ein leistungsstarker Partner für die BEM A-Klasse gefunden werden. EDEKA Südbayern hat ein Preisgeld für die Meisterschaften am 17./18. Januar 2015 in Höhe von 5.000 Euro ausgelobt - dies ist sensationell und verspricht die Teilnahme der besten Spielerinnen und Spieler!
Vielen Dank für diese Einschätzungen!