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Einzelsport Erwachsene  

Silber strahlt wie Gold

Kilian Ort ist Deutscher Vize-Meister / Final-Niederlage gegen den Weltranglistenersten Timo Boll / Winter holt Bronze

Ein kompletter Medaillensatz für Sabine Winter und Kilian Ort (Fotos: Erik Thomas)

„Wenn mir vor dem Turnier einer gesagt hätte, du gewinnst Silber, hätte ich das sofort unterschrieben“, sagte Kilian Ort unmittelbar nach dem Endspiel. Der 21-Jährige vom TSV Bad Königshofen hat am ersten März-Wochenende 2018 mit Silber im Herren-Einzel den bislang größten Erfolg seiner jungen Sportlerkarriere eingefahren – und nur dem Weltranglistenersten Timo Boll den Vortritt lassen müssen. Der Rekord-Champion – seit Sonntag zwölf Titel – gewann das Endspiel klar mit 4:0, hatte aber hinterher lobende Worte für den Youngster parat: „Kilian hat sich nach seiner langwierigen Verletzung, die sich über Monate hinzog, toll zurückgekämpft. Das ist beeindruckend. Im Finale hat er sehr forsch angefangen und etwas überpaced. Das hat mich ein wenig überrascht. Im Aufschlag-Rückschlag-Spiel und der Ballsicherheit kann er noch zulegen“, sagte Boll über die 21 Jahre junge Turnier-Überraschung. 

Patrick Franziska sagt das Finale voraus

Mit Siegen über den Weltranglisten-19. Ruwen Filus (Fulda-Maberzell) und den -21. Bastian Steger (Bremen) hatte sich Ort in das Finale von Berlin vorgespielt. „Wir haben beim Lehrgang unter der Woche Kaisertisch gespielt und da habe ich auch mal ausnahmsweise gewonnen. Timo war zwar nicht dabei, aber der ‚Franz‘ (Patrick Franziska) hat es schon prophezeit und gesagt, das Finale wird Boll gegen Ort.“ Es sollte so kommen. „Ich habe schon gemerkt, dass ich gut drauf bin. Und ich bin ja eher ein kritischer Typ. Wenn ich sage, dass ich gut in Form bin, heißt das schon was“, betonte Ort.

"Timo hat mir gezeigt, woran ich arbeiten muss"

„Timo hat mir im Finale noch mal gezeigt, woran ich arbeiten muss. Er macht wenige Fehler. Meine wenigen Punkte waren fast alles Winner. Aber so haben schon viele andere vor mir gegen ihn verloren“, so Ort über das Finale. Am Morgen vor dem Halbfinale hatte er sich mit dem Düsseldorfer eingespielt und später gesagt: „Timo wird meine Lücken schon aufdecken. Ich bin trotzdem superhappy.“

Auf die Frage, ob es der größte Erfolg seiner Laufbahn sei, sagte Ort: "Wenn man sich die Weltranglistenpositionen meiner letzten beiden Gegner (Filus ist Nummer 19, Steger 21) anschaut, dann schon", so Ort, der zwischen Oktober und Februar eine Durststrecke durchmachen musste. "Seit dem Sieg beim Bundesranglistenturnier hatte ich kein Spiel mehr gewonnen. Zwischendurch kam dann noch ein Bundeswehrlehrgang rein, wo man nicht so gut trainieren kann. In den letzten Wochen ist es dann immer besser geworden. Ich habe schon gemerkt, dass ich ganz gut drauf bin." 

Im Halbfinale hatte der 21-jährige Bad Königshofener den gebürtigen Oberviechtacher Bastian Steger in sechs Sätzen bezwungen. "Ich habe bislang dreimal gegen Basti gespielt und dreimal absolut keine Chance gehabt. Wenn ein so starker Spieler gegen einen jüngeren spielt, dann muss alles zusammenpassen", sagte Ort. Das hatte es heute. Steger erwischte laut Ort "einen Kaltstart", kam dann noch besser in die Partie, aber nach einem Time-Out bei 6:5-Führung im sechsten Satz gab Ort keinen Satz mehr ab. Zu druckvoll und sicher agierte der Jung-Nationalspieler, vor allem mit seiner starken Vorhand. Auch sein erster Sieg über Ruwen Filus, am Samstag im Viertelfinale, war mehr als ein Fingerzeig seiner aktuellen Verfassung. Ort hatte sich in sieben Sätzen gegen den vom Papier derzeit weltbesten Defensivspieler durchgesetzt.

Sabine Winter muss auf ihren ersten Einzeltitel weiter warten

Dreimal war sie schon Deutsche Vize-Meisterin, zum ersten Einzel-Titel hat es für Sabine Winter auch dieses Mal nicht gereicht. Die Nationalspielerin in Diensten des SV DJK Kolbermoor unterlag in einem packenden Halbfinale der Busenbacherin Tanja Krämer im Entscheidungssatz. Winter holte einen 1:3-Rückstand auf, kam immer besser ins Match, erspielte sich im siebten Durchgang eine 8:5-Führung und machte auch beim Stande von 8:8 zwei gute Bälle. Doch beide Male war Routinier Krämer, die Deutsche Meisterin von 2008 und am Samstag 38 geworden, mit einer parallelen Rückhand zur Stelle. Kolbermoors Spitzenspielerin kam zwar noch auf 9:10 heran, ihr unterlief dann allerdings ein leichter Fehler. Zuletzt in der Bundesliga hatte Winter noch deutlich gewonnen. Der Traum vom ersten Deutschen Meistertitel im Einzel ist - vorerst - geplatzt. Dreimal stand die 25-jährige amtierende Doppel-Europameisterin bereits als Zweite auf dem Siegerpodest, 2016, 2015, 2012. „Tanja hat gut gespielt und es sich heute verdient“, zeigte Winter in der Niederlage Größe. Im Doppel sollte sie im Anschluss ihre Revanche noch bekommen.
Im Einzel-Endspiel behielt die Favoritin Han Ying gegen Krämer in sechs Sätzen die Oberhand. 

Herren-Einzel, Halbfinale
Kilian Ort - Bastian Steger 4:2 (4,7,8,-4,-5,5)
Timo Boll - Patrick Franziska 4:2 (8,-15,-10,6,6,7)
Finale
Kilian Ort - Timo Boll 0:4 (-5,-8,-4,-5)

Damen-Einzel, Halbfinale
Sabine Winter - Tanja Krämer 3:4 (-9,4,-7,-6,9,3,-9)
Han Ying - Wan Yuan 4:0 (7,6,8,11)
Finale 
Han Ying - Tanja Krämer 4:2 (5,4,-10,-10,10,9)

Der 21-Jährige gewann im Halbfinale gegen Bastian Steger
Größter Erfolg für Kilian Ort
Sabine Winter unterlag Krämer in sieben Sätzen...
...nahm aber später im Doppel Revanche

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