Schiedsrichter-Lehrbrief  /  Nr. 1
zuletzt überarbeitet im August 2004

"Der Spielbericht bei einem Mannschaftskampf"

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Zum Einstieg in eine Informationsreihe ist gerade dieses Thema hervorragend geeignet, weil es alle am Spielbetrieb Beteiligten anspricht.

Was sagt eigentlich die Wettspielordnung des DTTB mit den Ausführungsbestimmungen des BTTV zum Thema  "Spielbericht" ?

"Bei jedem Mannschaftskampf ist vom Heimverein ein Spielberichtsformular in der Anzahl, die von der zuständigen Stelle vorgeschrieben ist, anzufertigen." Mindestens der Gegner und innerhalb von drei Tagen der Spielleiter müssen einen von beiden Mannschaftsführern und dem Oberschiedsrichter unterschriebenen Spielbericht erhalten." (WO G 27)

Es hat sich aus Gewohnheit eingespielt, dass die Heimmannschaft den Spielbericht dem OSR teilweise ausfüllt übergibt.

So gut dies gemeint ist: Der SR-Lehrausschuss bittet darum dies in Zukunft nicht mehr zu tun. Der Heimverein soll dem OSR ein leeres Spielberichtsformular übergeben. Alle Eintragungen im Spielbericht nimmt allein der OSR vor. Dies fordert sowohl der SR-Ausschuss des DTTB als auch der Fachbereich SR-Wesen im BTTV (vgl. dazu auch: Richtlinien für OSR).

Das SR-Lehrausschuss empfiehlt deshalb allen Oberschiedsrichtern nach folgenden Arbeitsschritten vorzugehen:

1.Schritt:

Übernahme eines leeren Spielberichtsformulars vom Heimverein.

2.Schritt:

Ausfüllen der Kopfleiste im Spielberichtsformular: Eintragen des Austragungsortes, der Spielklasse, des Datums, des Heim- und Gastvereins, Name des OSR in Druckbuchstaben, Qualifikation (DTTB-SR, VSR, BSR) und Verein des OSR

3. Schritt:

Übergabe eines Notizzettels an beide Mannschaftsführer(innen) mit der Aufforderung alle Spieler(innen) aufzuführen, deren Einsatz im Mannschaftskampf geplant ist; die endgültige Doppelaufstellung zu notieren und diese spätestens 15 Minuten vor Spielbeginn beim OSR abzugeben.

4. Schritt:

Überprüfung der Spielberechtigung aller Spieler(innen) in Verbindung mit den Spielberechtigungslisten, den Vereinsranglisten und den Identitätsnachweisen (z.B. Personalausweis, usw.) der Spieler(innen), die dem OSR nicht persönlich bekannt sind.

5. Schritt:

Kontrolle der Doppelaufstellungen, ob die Bestimmungen der WO-D 1.9  "Doppelaufstellung" eingehalten worden sind. Korrektur einer evtl. falschen Doppelaufstellung durch den OSR, nach Rücksprache mit dem betroffenen Mannschaftsführer.

6. Schritt:

Eintragung der Doppelaufstellung beider Mannschaften.

Warum führe ich diese Arbeitsschritte hier in dieser sehr ausführlichen Form auf? Viele werden sagen, dass man beim Ausfüllen des Spielbericht bzw. bei der Mannschaftsaufstellung eigentlich kaum Fehler machen kann. Die sehr sorgfältigen Auswertungen sämtlicher Spielberichte der Regionalliga bis zur Landesliga durch den Fachwart SR-Verwaltung zeigen, dass immer noch einige Nachlässigkeiten zu registrieren sind. Die Erstellung des Spielberichts ist nahezu die wichtigste Aufgabe des Oberschiedsrichters. Stellt doch der Spielbericht die Dokumentation des Mannschaftskampfes dar.

Um auf bestimmte Problembereiche aufmerksam zu machen, habe ich ein Lehrbeispiele zum Thema: "Mannschaftsaufstellung" ausgewählt, das wir nun gemeinsam bearbeiten wollen.

Lehrbeispiel:

Fall 1:   Ein Meisterschaftsspiel der Oberliga Süd-Gruppe Bayern (Herren) ist um 19.30 Uhr angesetzt. Der OSR hat die Mannschaftsführer gebeten, die jeweilige Doppelaufstellung auf einem Zettel zu notieren und bis 15 Minuten vor Spielbeginn bei ihm abzugeben. Bei der Gastmannschaft (TV Steinbach) fehlt noch der Spieler Bergmann (Rangliste Nr.3), der selbständig zum Spiel anreisen wollte. Der Mannschaftsführer bittet den OSR um einen Rat, wie nun weiter zu verfahren ist.

Welche Hinweise oder Ratschläge kann hier der OSR geben ?

Vielleicht fragt sich der aufmerksame Leser jetzt warum hier die Doppelaufstellung 15 Minuten vor Spielbeginn gefordert wird, obwohl es in der WO D 4. doch heißt: "Jeder Mannschaftsführer muss .... vor Beginn des ersten Doppelspiels und ohne Kenntnis der Doppelaufstellung des Gegners aus seinen Stamm- und/oder Ersatzspielern die Doppelpaare benennen."

Zum einen benötigt der OSR für die o. g. Arbeitsschritte eine gewisse Zeit. Zum anderen liegt es im Interesse der beteiligten Mannschaften, dass die endgültige Doppelaufstellung vor dem Einspielen der Doppelpaarungen feststeht. Wenn wir davon ausgehen, dass mindestens 30 Minuten vor Spielbeginn die Einspielmöglichkeit gewährleistet sein muss (vgl. dazu: Spielordnung des Süddt.TTV C 17), sollte die Hälfte der Zeit den Doppeln zugestanden werden.

Lösung zum Fall 1: Als OSR kann man in einem so gelagerten Fall natürlich nur Empfehlungen aussprechen.

Empfehlung: Steinbach nominiert zwei Doppel unter Beachtung WO D 4.3. Dort heißt es: "Können wegen des Ausfalls oder verspäteten Erscheinens von Spielern im Paarkreuzsystem (D 6) nicht alle drei Doppel gebildet werden, so werden die möglichen zwei Doppel unabhängig von der Platzziffer auf Platz 1 und 2 gesetzt. Platz 3 bleibt frei."

In unserem Fall gehen wir davon aus, dass der Mannschaftsführer von Steinbach der Empfehlung des OSR‘s folgt.

Der OSR trägt deshalb die drei Doppelpaarungen von Griesheim und die zwei Doppelpaarungen von Steinbach im Spielberichtsformular ein.

Empfehlung: Als kleine Hilfestellung bei der Doppelaufstellung ist es zweckmäßig zusätzlich die jeweiligen Platzziffern in Klammer zu setzen.

Das Spielberichtsformular hat jetzt folgendes Aussehen:

Fall 2:    Das Meisterschaftsspiel zwischen Griesheim und Steinbach ist um 19.30 Uhr mit der Begrüßung und Vorstellung beider Mannschaften ordnungsgemäß eröffnet worden. Die beiden Doppelspiele befinden sich jeweils im zweiten Satz. Es ist jetzt 19.50 Uhr. Im Halleneingang steht der Spieler Bergmann vom TV Steinbach in Freizeitbekleidung und ruft seinen Mannschaftskameraden zu: "Jungs, ich bin da. Ich ziehe mich nur noch schnell um!" Ein Betreuer vom TV Steinheim fragt daraufhin den OSR, ob das Doppel 3 jetzt noch nachgemeldet werden kann.

Lösung: Wenn man den Fall rein pragmatisch betrachtet, wäre es sicherlich möglich das Doppel B3 im Spielbericht zu ergänzen; und wenn das Doppelspiel D A3 - D B3 dann in der Spielreihenfolge ansteht, auch durchzuführen.

Die Wettspielordnung lässt ein solches Vorgehen aber nicht zu: "Jeder Mannschaftsführer muss ............ vor Beginn des ersten Doppelspiels ....... die Doppelpaare benennen. Können wegen des Ausfalls oder verspäteten Erscheinens von Spielern ...... nicht alle drei Doppel gebildet werden, so werden die möglichen zwei Doppel unabhängig von der Platzziffer auf Platz 1 und 2 gesetzt; Platz 3 bleibt frei."

Nach erfolgter Eintragung der Doppelpaarungen dürfen diese nicht mehr geändert werden.

Folgerung: Das Doppelspiel D A3-B3 geht kampflos an den TTC Griesheim.

Im Spielbericht trägt der OSR das Ergebnis wie folgt ein:

1.Satz

2.Satz

3.Satz

4.Satz

5.Satz

Sätze

Punkte

11

0

11

0

11

0

- - - -

3

0

1

0

Achtung! Der OSR sollte in diesem Fall unbedingt den Sachverhalt im OSR-Bericht beschreiben (Warum ist das Doppel 3 von Steinbach unbesetzt?), damit es nicht zu Missverständnissen und zeitaufwendigen Nachfragen durch den Spielgruppenleiter kommt.

Fall 3:    Im 3. Satz des zweiten Doppelspiels zieht der Griesheimer Spieler Kinner sich beim Satzstand von 3:3 eine so schwere Knieverletzung zu, dass ein Weiterspielen nicht möglich ist. Welche Auswirkungen hat dies auf den weiteren Verlauf des Mannschaftskampfes?

Lösung: Zunächst trägt der OSR das Endergebnis dieses Spiels im Spielberichtsformular ein:

1.Satz

2.Satz

3.Satz

4.Satz

5.Satz

Sätze Punkte

11

8

11

13

3

11

0

11

- -

1

3

0

1

Nach Beendigung beider Doppel fordert der OSR die beiden Mannschaftsführer auf, ihre endgültige Einzelaufstellung zu benennen. Der Mannschaftsführer von Steinbach ist natürlich froh, dass seine Nummer 3, Bergmann, noch rechtzeitig vor Beginn der Einzel erschienen ist, und nennt folgende Einzelaufstellung: Riedl, Mehl, Bergmann, Vogel, Porr und Dengler.

Für den TTC Griesheim gestaltet sich die Sache etwas schwieriger. Der Mannschaftsführer (Berg) ist ziemlich ratlos und wendet sich Hilfe suchend an den OSR.

Der OSR macht folgende Vorschläge:

A)  Der TTC Griesheim stellt im Einzel die gleichen Spieler auf, die bereits im Doppel nominiert waren. Die Spiele von Kinner gehen kampflos an den Gegner.

B)  Der Spieler Kinner wird im Einzel nicht aufgestellt, und für ihn ein Ersatzspieler aufgeboten, der entsprechend seiner Ranglistenposition eingeordnet wird.

C)  Der Spieler Kinner wird im Einzel nicht aufgestellt. Die anderen Spieler rücken geschlossen auf. Platz 6 bleibt frei.

Im Vergleich sehen die drei Vorschläge so aus:

A

B

C

Ehret Ehret Ehret
Berg Berg Berg
Kinner Wittmann Wittmann
Wittmann Seitz Seitz
Seitz Küfner Küfner
Küfner Lang (Ersatzspieler) ------

Der Mannschaftsführer von Griesheim entscheidet sich für Vorschlag B, weist aber den OSR darauf hin, dass der Ersatzspieler Lang noch von zu Hause abgeholt werden muss, und vermutlich erst in 30 Minuten im Spiellokal eintreffen wird.

Fall 4:   Die ersten fünf Einzelspiele verlaufen reibungslos. Als das 9. Spiel aufgerufen wird, ist der Ersatzspieler Lang noch nicht im Spiellokal eingetroffen. Was ist zu tun?

Lösung: Das Einzelspiel A 6 - B 5 geht kampflos an den TV Steinbach. Im Spielbericht wird eingetragen:

1.Satz

2.Satz

3.Satz

Sätze

Punkte

0

11

0

11

0

11

0

3

0

1

Der OSR vermerkt dieses Vorkommnis im OSR-Bericht. Die nächsten Einzelspiele verlaufen ohne weitere Probleme. Um 21.10 Uhr trifft auch der Ersatzspieler Lang im Spiellokal ein. Lang tritt dann um 21.55 Uhr zu seinem Einzelspiel gegen die Nr. 6 von Steinbach an und gewinnt. Dieser Sieg im 15. Spiel bringt den zum Gesamtsieg notwendigen 9. Punkt  für Griesheim.

Der OSR überprüft jetzt noch einmal alle Eintragungen im Spielbericht, und lässt dann die beiden Mannschaftsführer unterschreiben. Mit seiner eigenen Unterschrift schließt er den Bericht ab. Danach übergibt er das Original und alle Durchschriften des Spielberichts dem Mannschaftsführer des Heimvereins, der für die Verteilung bzw. Versendung der einzelnen Exemplare zuständig ist (vgl. dazu: Spielordnung des Süddt.TTV C 14)

Zum Schluss noch zwei Fragen an die Leser:

Hat Ihnen die Aufbereitung dieses Themas gefallen? Sollte diese Form der Fortbildung von Schiedsrichtern und interessierten Verbandsangehörigen als Informationsreihe fortgeführt werden? Der SR-Lehrausschuss ist sehr daran interessiert, wie Sie darüber denken.

Joachim Car, Fachwart SR-Lehrwesen